5 Tipps für Betriebsübernahmen: So klappt die Selbstverwirklichung mit 6.000 Euro Förderung

Der Traum vom eigenen Bekleidungsgeschäft lässt sich mithilfe von Unternehmensberatung und Förderungen in Wien besonders zielgerichtet umsetzen © Pixabay
Der Traum vom eigenen Bekleidungsgeschäft lässt sich mithilfe von Unternehmensberatung und Förderungen in Wien besonders zielgerichtet umsetzen © Pixabay

Berufsgruppensprecherin Claudia Strohmaier über Dos and Don'ts bei Übernahmen

Wien – Ein Trend aus den USA hat mittlerweile auch Österreich erreicht: Immer mehr Menschen krempeln ihr Leben im Zuge der Pandemie um und wollen sich selbstverwirklichen. So ist etwa die Zahl der Neugründungen im Jahr 2021 um sechs Prozent auf mehr als 35.000 gestiegen. Andere hingegen wollen ihr Unternehmen aufgeben. „Neue Eigentümer haben derzeit sehr gute Chancen, mittels frischer Ideen bei etablierten Betrieben neu durchzustarten. Derzeit gibt es in Wien pro Übernahme sogar bis zu 6.000 Euro Förderung“, erklärt Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecherin Unternehmensberatung in der WK Wien.

Während bei Neugründungen viel Zeit und Energie in den Aufbau des Kunden- und Mitarbeiterstocks sowie der Etablierung einer Marke investiert werden müssen, sind bei Betriebsübernahmen vielfach sogar bereits der Lagerbestand und alle Betriebsanlagegenehmigungen vorhanden. Dadurch kann sehr rasch der Geschäftsbetrieb aufgenommen werden. Allerdings gilt es bei Übernahmen einige wichtige Punkte zu beachten. 5 Tipps von der langjährigen Unternehmensberaterin und Berufsgruppensprecherin in der Wirtschaftskammer Wien, Claudia Strohmaier.

Investitionsrückstau im Businessplan einkalkulieren

„Unlängst hegte eine Klientin Pläne für die Neugründung eines Spezialwarengeschäft in Wien. Die bevorzugte Lage war allerdings teuer und der Bedarf in dieser Gegend noch wenig erforscht. Eine Betriebsübernahme erwies sich dann als bessere Option“, erzählt Strohmaier aus der Praxis. Nahtlos dort weiterzumachen, wo der Vorbesitzer aufgehört hat, ist aber generell keine gute Idee. Vor allem bei pensionsbedingten Geschäftsaufgaben wurde oftmals schon seit Jahren nichts mehr investiert. Die anstehenden Renovierungen müssen daher im Businessplan realistisch einkalkuliert werden.

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Mag. Claudia Strohmaier (Berufsgruppensprecherin Unternehmensberatung in der Fachgruppe UBIT Wien) ©dieVogelperspektive

Bilanzdaten mit Lagerbestand abgleichen

Wer ein volles Lager übernimmt, spart Zeit und kann relativ rasch mit dem Verkauf beginnen. Vor der Übernahme empfiehlt sich aber eine Inventur, um das in der Bilanz ausgewiesene Umlaufvermögen mit den tatsächlich vorhandenen Waren abzugleichen. Nicht nur was die Quantität betrifft, sondern auch die Bewertung der Qualität. Hier hat es in der Praxis schon so manche Überraschung gegeben, wobei eine solche Vorgangsweise unter redlichen Geschäftsleuten natürlich nicht passieren sollte.

Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern

Erfahrene Mitarbeiter können von unschätzbarem Vorteil sein: Sie kennen die Kunden, die Abläufe und haben zu den Vorbesitzern oft auch eine emotionale Bindung aufgebaut. Die Nachfolger sind zuweilen aber gänzlich andere Charaktere. Trennungen sind zwar unter Einhaltung der jeweiligen Kündigungsfristen möglich, bei Fortführung der Arbeitsverhältnisse übernehmen die Nachfolger gemäß Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz aber auch gewisse Verpflichtungen bei Betriebsübergängen. Erfragt werden sollte beispielsweise auch, ob es karenzierte Personen gibt. In der Bilanz wiederum ist ersichtlich, ob Rückstellungen für Ansprüche aus der „Abfertigung Alt“ für langjährige Mitarbeiter gebildet wurden.

Höhe der Förderung ist auch vom Kaufpreis abhängig

Vor allem zu Beginn der Übernahme müssen Selbständige oft jeden Euro dreimal umdrehen. Daher sollte jede Fördermöglichkeit geprüft und die Bedingungen dafür penibel eingehalten werden. Sollte der zu übernehmende Betrieb nicht länger als 6 Monate geschlossen gewesen sein und der Standort in Wien liegen, können Mitglieder der Wirtschaftskammer Wien bei Betriebsübernahmen derzeit sogar bis zu 6.000 Euro Zuschuss erhalten. Die tatsächliche Höhe ist vom Kaufpreis abhängig und wird in zwei gleichen Teilbeträgen ausbezahlt. Nähere Auskünfte dazu gibt es bei den Wiener UnternehmensberaterInnen.

Nichts ist so alt wie die Geschäftsplanung der Vorgänger

Der Businessplan der Vorgänger mag noch so gut gewesen sein, die Nachfolger brauchen auf jeden Fall einen neuen. Auch dann, wenn die Geschäfte vorerst wie bisher weiterlaufen laufen sollten. „Tabus darf es keine geben. Angefangen vom Produktsortiment bis zu den Lieferantenbeziehungen muss alles auf den Prüfstand gestellt werden. Die Finanzierungsstruktur wird naturgemäß sogar eine gänzlich andere sein und auch die angepeilten Ziele müssen adaptiert und im gemeinsamen Gespräch festgelegt und laufend evaluiert werden“, so die Berufsgruppensprecherin abschließend.

Mag. Martin Puaschitz (Obmann Fachgruppe UBIT Wien) © Foto Weinwurm

UBIT-Obmann verweist auf die Hebelwirkung

„Wien ist generell ein attraktiver Standort, um seine frischen Ideen in einem bestehenden Betrieb umzusetzen. Durch kompetente Unternehmensberatung über alle Fördermöglichkeiten gibt es aber noch eine zusätzliche Hebelwirkung, um ambitionierte Pläne in die Tat umzusetzen“, ist Martin Puaschitz, Obmann der Wiener Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) überzeugt.

Berufsgruppe Unternehmensberatung der Fachgruppe UBIT Wien
Mit rund 23.000 Mitgliedern ist die Wiener Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) die größte Fachgruppe Österreichs und vertritt als Standesvertretung deren Anliegen und Interessen. Die Berufsgruppe Unternehmensberatung besteht aus mehr als 7.000 Wiener Unternehmensberaterinnen und Unternehmensberatern, die umfangreiche Beratungsfelder abdecken und zu den wichtigsten Know-how Lieferanten für die Wiener Wirtschaft gehören. Die Berufsgruppe setzt sich vor allem für ein stärkeres Bewusstsein über die Möglichkeiten und Potenziale professioneller Unternehmensberatung ein. Übergeordnetes Ziel ist es, Wien als attraktiven Standort für wissensbasierte Dienstleistungen zu etablieren.  www.ubit.at/wien

Rückfragen:

Manfred Haider
Himmelhoch GmbH
Mobil: +43 650 856 9881
manfred.haider@himmelhoch.at

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