Japans fulminante Börsenentwicklung und wie es weitergehen könnte

Zweiter Teil der Serie des Fachverbands Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) zu aktuellen volkswirtschaftlichen Themen

Heute erklärt Wertpapier-Experte Gerhard Massenbauer seine Sicht über Japans Börsenentwicklung: „Der Nikkei-Index ist seit März 2013 von 11.000 auf mittlerweile 19.300 Punkte gestiegen. Für Investoren erbrachte das mit Währungsabsicherung in diesen beiden Jahren einen Ertrag von 75 %. Nach einem solchen Anstieg ist die Frage berechtigt, ob die japanische Börse denn weiter steigen kann.“

Während 2013 vor allem ausländische Investoren auf die japanische Börse setzten, blieben ihr Japans Anleger fern. Im September 2014 hat die japanische Notenbank beschlossen, nicht nur japanische Staatsanleihen zu kaufen, sondern auch Aktien. Das hat die Kurse weiter beflügelt.

Zusätzlich hat die japanische Regierung die weltweit größte Pensionskasse (GPIF)verpflichtet, ihre Aktienquote zu verdoppeln. Das bedeutet, dass Anlegergelder aus Anleihen im Ausmaß von 100 Mrd. US-Dollar an die japanische Börse gelangen (das sind rund 10 % der Börsenkapitalisierung Japans). Zwei weitere Pensionskassen in Japan sind ebenfalls ab April 2015 gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Aktienquote zu verdoppeln. Darüber hinaus hat im Februar 2015 die japanische Postsparkasse verkündet, dass auch sie vermehrt in Aktien investieren will. „Vor diesem Hintergrund ist wahrscheinlich, dass japanische Unternehmen mit ihren Barmitteln statt in eine unsichere Weltwirtschaft zu investieren, eher eigene Aktien zurückkaufen werden“, so Vermögensverwalter und Anlage-Experte Massenbauer weiter.

„Während in den vergangenen beiden Jahren vorwiegend ausländisches Anlegerkapital die japanische Börse um 75 % steigen ließ, folgt nun großes Kapital der dort heimischen Pensionskassen und der japanischen Postsparkasse. Der Nikkei-Index wird sich in den kommenden beiden Jahren dadurch voraussichtlich steigern können. Vielleicht kann das ehemals sehr hohe Kursniveau des Booms Ende der 1980er-Jahre wieder erreicht werden, denn in den vergangenen Jahrzehnten haben sich die japanischen Unternehmen wesentlich weiterentwickelt.“

Der Obmann des Fachverbandes Finanzdienstleister in der WKÖ, Wolfgang K. Göltl, resümiert zu all diesen interessanten Aspekten: „Für ausländische Anleger bedeutet dies keinen ‚free lunch‘, Risiken bestehen auch in diesem Markt. Es ist jedoch genauso sinn- wie wertvoll, über die Anlage-Motivation der japanischen Pensions- und Postsparkassen Bescheid zu wissen.“ (JR)

 

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