Berufsgruppe Sprachdienstleister der Wirtschaftskammer Wien: Sprachtechnologien auf dem Prüfstand

Computerprogramme können Übersetzer ergänzen, aber nicht ersetzen

Durch die Globalisierung der Märkte und den damit verbundenen Anstieg des Bedarfs an Übersetzungen, erhöhen sich auch die Anforderungen an Sprachdienstleister. Die Beherrschung von Sprachtechnologien, die das Übersetzen von Texten unterstützen sowie die Effizienz der Arbeit steigern, ist ein entscheidendes Kriterium bei der Auftragsvergabe. Einen fundierten Einblick in die unterschiedlichen Programme sowie deren Einsatzmöglichkeiten und Bedeutung für die Arbeit von Übersetzern gab die renommierte Sprachtechnologie-Expertin Angelika Zerfaß auf Einladung der Berufsgruppe Sprachdienstleister in der Wirtschaftskammer Wien. CAT-Tools ermöglichen, effizienter und schneller zu arbeiten sowie die Qualität der Übersetzungen zu steigern, indem zum Beispiel idente Textstellen erkannt werden und dadurch eine einheitliche Sprache garantiert wird.

Durch Innovationen im Bereich der Sprachtechnologien wird von Übersetzern nicht nur linguistische und interkulturelle Kompetenz gefordert, sondern auch technische Affinität zur richtigen Anwendung von Computer Assisted Translation-Tools, sogenannte CAT-Tools. Diese übersetzen Texte nicht selbst, sondern unterstützen Sprachdienstleister maßgeblich bei der Übersetzungsarbeit. Denn bei der Entwicklung von Programmen zur computerunterstützen Übersetzung steht die Benutzerfreundlichkeit nicht immer Vordergrund. CAT-Tools wie Translation Memory Systeme, die bei der Übersetzung von Fließtexten eingesetzt werden, sind aus dem Alltag von Übersetzern nicht mehr wegzudenken. „Anders als noch vor zwei Jahren verwenden heute fast alle Übersetzer CAT-Tools. Sprachdienstleister müssen jedoch mit mehreren CAT-Tools vertraut sein, denn Kunden fordern die Anwendung unterschiedlicher Systeme“, betont Mag. Sabine Kern, Vorsitzende des Berufsgruppenausschusses Sprachdienstleister in der Wirtschaftskammer Wien.

Möglichkeiten und Grenzen der Sprachtechnologien

Bei der Vielzahl der auf dem Markt verfügbaren Systeme zur computerunterstützen Übersetzung ist die Entscheidung für das richtige CAT-Tool nicht einfach. Denn das allgemein beste System für Übersetzungen gibt es nicht. „Wie vor dem Kauf eines Autos müssen sich Übersetzer vor der Wahl mit den Prozessen sowie Möglichkeiten eines Systems auseinandersetzen und wissen, wofür sie es verwenden wollen. Ein CAT-System kann nur effizient eingesetzt werden, wenn der Benutzer professionell damit umgehen kann“, so Angelika Zerfaß, Beraterin und Trainerin für Übersetzungswerkzeuge und übersetzungsrelevante Prozesse aus Deutschland. Sprachtechnologien erleichtern den Arbeitsalltag von Übersetzern enorm, doch sie werden auch in Zukunft den Menschen nicht ersetzen können, ist die Expertin überzeugt.

Entwicklung und Einfluss auf die Branche

CAT-Systeme können beim Übersetzen den jeweiligen Kontext nicht erfassen und nur heranziehen, was der Mensch zuvor eingespeist hat. „Daher müssen Übersetzer auch beim Einsatz von CAT-Tools korrigierend eingreifen und die Richtigkeit der Übersetzung prüfen. Aufgrund ihrer linguistischen Fähigkeit bleiben Menschen für anspruchsvolle Übersetzungen unersetzbar“, betont Angelika Zerfaß und schließt damit die Substitution von Menschen durch Sprachtechnologien aus. Immer mehr Systeme verfügen über Web-Oberflächen mit der Möglichkeit, online Übersetzungen durchzuführen und Projekte herunter- oder hochzuladen. Bei diesen Server basierten Lösungen kann der Übersetzungsfortschritt zum Teil in Echtzeit verfolgt werden. Zudem zeichnet sich ab, dass Übersetzer mindestens zwei Programme beherrschen sollten, da Kunden die Verwendung von unterschiedlichen CAT-Systemen fordern. Der Einsatz von Sprachtechnologien ist in der Branche der Sprachdienstleister unumgänglich geworden. Sinngemäße Übersetzungen und sprachliche Qualität können jedoch nur Übersetzer garantieren.

Fachgruppe Wien der gewerblichen Dienstleister – Berufsgruppe Sprachdienstleister

Die Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister ist die gesetzliche Interessenvertretung der rund 700 gewerblichen Übersetzer und Übersetzungsbüros in Wien. Ziel der Berufsgruppe Sprachdienstleister unter Vorsitz von Mag. Sabine Kern ist die Professionalisierung des Berufsstandes. Innerhalb Österreichs umfasst dies die Förderung des Qualitätsbewusstseins und des Nachwuchses, die Durchführung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen, Networking und die Etablierung von Kooperationstools sowie die Bewusstseinsbildung für die zunehmende Relevanz internationale rund interkulturellen Verständigung. Auf internationaler Ebene zählen die Förderung des Erfahrungsaustauschs mit Übersetzer- und Dolmetscherverbänden in anderen Ländern sowie  der internationalen Zusammenarbeit mit Ausbildungsstätten für Übersetzer und Dolmetscher zu den Zielen der Berufsgruppe. Details unter: www.sprachdienstleister.net. Auf der Homepage der Berufsgruppe sind 155 Sprachdienstleister mit verschiedenen Suchkriterien aufgelistet.

Rückfragen an

Dr.Sabine Unterweger
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