Der Das vergessene Buch Verlag feiert seinen ersten Geburtstag

Wiederentdeckte Literatur! Es war im Juli 2014, als Albert C. Eibl die Das Vergessene Buch Verlag GmbH aus der Taufe hob, um Meisterwerke der deutschsprachigen Literatur vor dem Vergessen zu bewahren. Zwei Romane der österreichisch-jüdischen Exilautorin Maria Lazar wurden bisher neu publiziert – Die Vergiftung und Die Eingeborenen von Maria Blut.

„Nicht alle Bücher sind es wert, gelesen zu werden. Aber die wenigsten sind es wert, vergessen zu bleiben!“ Genau diesem Credo folgte Albert C. Eibl im Juli 2014, als er nämlich seinen eigenen Verlag am Schottenring in Wien gründete: den Das vergessene Buch Verlag (DVB Verlag GmbH). Heute, ein Jahr später, blickt Eibl auf „ein abwechslungsreiches und erfolgreiches erstes Jahr“ zurück. Denn sein Ziel, „Meisterwerke der deutschsprachigen Literatur, die zu Unrecht vergessen wurden und deshalb nicht mehr verlegt sind, einem aufgeschlossenen und neugierigen Lesepublikum endlich wieder zugänglich zu machen“, konnte er bereits in zwei konkreten Fällen realisieren und damit eine „offenkundige Lücke in der österreichischen Verlagslandschaft schließen“. Seit Jahresbeginn 2015 legte der junge Wiener Verlag zwei Werke der weitgehend in Vergessenheit geratenen österreichisch-jüdischen Exilautorin Maria Lazar (1895-1948) neu auf – Die Vergiftung und Die Eingeborenen von Maria Blut (siehe unten). Auf diese Weise wurde die Schriftstellerin und Publizistin, die 1933 mit Bert Brecht ins dänische Exil ging und 1939 vor den Nationalsozialisten nach Schweden flüchtete, für die österreichische Leserschaft wiederentdeckt. Herausgeber der beiden Bücher ist der Wiener Germanist Prof. Johann Sonnleitner (Universität Wien), der zudem ein substanzielles Nachwort zu beiden Werken beigesteuert hat.

Das DVB-Verlagsprogramm
„Ein Fall wie der Maria Lazars, einer äußerst vielseitigen und in den dreißiger Jahren auch literarisch erfolgreichen Autorin, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und ihrem schon 1933 erfolgten, freiwilligen Gang ins dänische Exil in der Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit schlichtweg vergessen wurde und bis heute vergessen blieb, ist zwar eine Seltenheit, es handelt sich aber keineswegs um einen Einzelfall“, betont Eibl, der überzeugt ist, dass hier auch in Zukunft noch echte Entdeckungen zu machen sind. „Bis dato sind viele Autorinnen und Autoren, die vor dem Machtantritt der Nazis weithin geschätzt und bekannt waren, von der Literaturgeschichtsschreibung noch nicht rehabilitiert worden. Das zeigt sich ganz besonders im Bereich der österreichischen Literatur von Frauen. Hier muss noch einiges nachgeholt werden“, verweist der DVB Verlag-Gründer auf diesen Missstand. Um zumindest im Kleinen Abhilfe schaffen zu können, wird sich das Verlagsprogramm des DVB Verlags auch weiterhin verstärkt der deutschsprachigen Exilliteratur zur Zeit des Dritten Reichs widmen.
Aktuell arbeitet der DVB Verlag an zwei weiteren Projekten. „Den bisher nur auf Englisch erschienenen Roman No right to live, den Maria Lazar 1934 in London publizieren musste, weil sie dafür in der Schweiz und in Österreich keinen Verleger mehr fand”, möchte Eibl voraussichtlich noch im Herbst 2015 herausbringen. Darin zeichnet Lazar ein eindringliches und düsteres Bild der schleichenden Nazifizierung Wiens. „Außerdem liegt uns das Typoskript eines bisher noch nie publizierten, vielversprechenden Romans der bereits wiederentdeckten österreichischen Exilautorin Mela Hartwig (1893–1967) vor, das wir schon bald das erste Mal veröffentlichen wollen”, stellt der DVB Verlag-Gründer in Aussicht und verweist auf einige „weitere höchst interessante und eigenwillige Manuskriptvorschläge von JungautorInnen”, die dem Verlag vorliegen. „Hier können wir uns vorstellen, 2016 eine neue Sparte zu eröffnen, die sich explizit künstlerisch anspruchsvollen Werken der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur widmet”, meint Eibl.

Die bisherigen Publikationen
Mit der Neupublikation von Die Vergiftung, des 1920 erschienenen, autobiografischen Debütromans von Maria Lazar (1895-1948), durfte sich der neu gegründete Verlag in diesem Frühjahr erstmals über ein breites mediales Echo freuen. Die Drucklegung dieses Werks wurde von der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA 7) gefördert. Mit der Neuauflage Maria Lazars Exilroman Die Eingeborenen von Maria Blut, der die schleichende Entwicklung des Nazismus in der österreichischen Provinz zu Beginn der 1930er Jahre thematisiert, machte der Verlag im Mai einen weiteren Schritt in Richtung literarischer Rehabilitierung der Autorin. „Die Wiederentdeckung der vergessenen Schriftstellerin wurde in einigen überregionalen Medien euphorisch begrüßt“, freut sich Eibl.

Der bekannte Literaturwissenschaftler und -kritiker Michael Rohrwasser (Lehrstuhl für „Neuere Deutsche Literatur” an der Universität Wien) spricht sogar von einer „kleinen Sensation“. Harald Eggebrecht von der „Süddeutschen Zeitung” kommentiert Die Eingeborenen von Maria Blut wie folgt: „Es ist eine bitterböse und sehr wahre Melange, die Maria Lazar in der fiktiven österreichischen Kleinstadt Maria Blut anrührt: Klerikalfaschismus und Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Wundergläubigkeit, Bigotterie und verlogene Sexualmoral. Es ist jene rechtsradikale Mischung, in deren Klima die Nazis auf blanke Willfährigkeit stießen.“

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