Farbe-Fläche-Linie – ein Beziehungsdrama?

10 Positionen zur Auseinandersetzung mit ästhetischen, inhaltlichen und formalen Fragen der Bildgestaltung und ihrer Wahrnehmung.

Armin BARDEL / Evelyn DOLL / Stefan HALLER / Heidrun KARLIC / Monika LEDERBAUER / Johanna LEIPOLD / Johannes LÖFFLER / Helga PETRI-BASARAN / Irene POLLAK / Roswitha SCHABLAUER
Vernissage am Mittwoch, 16. Mai 2012, 19 Uhr
Cafe Club International C.I. Payergasse 14, 1160 Wien
Ausstellung bis 10. Juni 2012 täglich von 10-2 Uhr
www.galeriestudio38.at/FARBE-FLAECHE-LINIE

Am 16. Mai wird im Cafe Club International die Gruppenausstellung „Farbe – Fläche – Linie“ eröffnet, die mit dem Begriff „Beziehungsdrama“ anhand von Malerei, Zeichnung und Animation spielt. Das Wort „Drama“ definiert dabei wie beim Sprechtheater  die Verteilung der Rollen von Farben, Flächen und Linien auf dem Bildträger. Viele der gezeigten Arbeiten stehen darüber hinaus im unmittelbaren Kontext zum Jahresthema von kunst-projekte „Beziehungen“, den „zwischenmenschlichen“ Beziehungen, aber auch den Beziehungen zwischen Künstler, Werk und Betrachter.

Farben, Flächen und Linien sind wesentliche Elemente von Malerei und Zeichnung. Sie bilden „Beziehungsformen“ zueinander hinsichtlich Komposition, Bildaufbau, Strich- und Farbsetzung. Nach dem Prinzip „Gegensätze ziehen sich an“ bekommen Farbübergänge und malerische Flächen Struktur in Verbindung mit einer Zeichnung. Diese wiederum wird mit Hilfe einer Farbfläche in ihrem Ausdruck verstärkt. Das Ineinanderarbeiten von Malerei und Zeichnung kann eine besondere Bildspannung, aber auch Unruhe erzeugen.

Armin Bardel ist mit der Animation „Befindlichkeiten“ vertreten. Eine streng geometrisch reduzierte Aufarbeitung thematisiert extrem emotionale Zustände anlässlich wechselnder zwischenmenschlicher Beziehungs-Verhältnisse. Dieser Arbeit liegt eine ältere Serie von Graphiken bzw. einigen Dutzend kleinformatigen Ölbildern zugrunde, die bereits Mitte der 90er Jahre entstand und einzelne der gezeigten Stadien darstellt und quasi vorwegnimmt.
www.arminbardel.at

Evelyn Doll veranschaulicht anhand zweier Bilder mit dem Titel „Der rote Abend“ und „Illusion eines Vorhangs“, dass Illusion im menschlichen Bewusstsein bzw. in der Wahrnehmung optischer Bezüge einen großen Raum einnimmt. Die Künstlerin, deren empirisches Interesse am Thema Traum und luzidem Traum sich am Schnittpunkt zwischen Malerei und Psychologie bewegt, sieht die phänomenologische Situation des „in der Welt sein als Mensch“ darin, sich als bewusstseinsfähiges Wesen mit dieser Welt sinnes- und wahrnehmungsabhängig auseinanderzusetzen.
www.galeriestudio38.at/evelyndoll

Stefan Haller untersucht das Verhältnis zur Sprache und die Grenzen des Sagbaren. Etwas, das sich der Sprache verweigert, wird sichtbar gemacht. „Bilder-Machen“ geschieht als mögliche Konstruktion von Wirklichkeit. Die Bedeutung entsteht aus der Beziehung des Betrachters zum Bild und der Resonanz. Technisch wendet Haller unter anderem ein Verfahren an, das er "Terpentin-Frottage" nennt. Vorgefundene Bilder werden auf die Malplatte übertragen. Auf einer inhaltlichen Parallele handelt es sich um einen Prozess der Übertragung. Das Konzept der „Spiegelneuronen“ stellt das neurobiologische Korrelat zum Phänomen der „Empathie“ dar – als Hinweis auf das Jahresthema „Beziehungen“.
www.kuth.org/kontakt.php

Heidrun Karlic geht es um die Interaktion verschiedener Sichten und Ansichten. Die Serie „Linear Views – Lineare Ansichten“ (Pastell auf Zeitung „Der Standard“) besteht aus anonymen Porträts, bei denen das Verhältnis von gezeichneter Linie zur Farbsetzung und zum durchschimmernden Zeitungshintergrund von Bedeutung ist. Die jeweilige Aussage ist aus den Bildtiteln ablesbar („Male Views“, „Female Views“, „Money Views“, „Vamp Views“)..
www.galeriestudio38.at/karlic
 
Monika Lederbauer zeigt zwei Aktstudien auf Leinwand („nAKTe eROTik“), in denen die Farbe Rot mit dem Weiß der leicht abstrahierten weiblichen Figuren und dem Schwarz der gezeichneten Kontur korrespondiert. Der besondere Bildausschnitt sowohl des liegenden als auch des aufgestützten Aktes steht trotz der Reduktion auf das Wesentliche ganz im Zeichen von Sinnlichkeit und Erotik.
http://monika.lederbauer.com

Johanna Leipold thematisiert mit „HerzSchmerz“ Liebe, Eifersucht, Trennung, Partnerwechsel.  „Die Angst des Daedalus vor dem Fall“ gehört zu einer Reihe von Arbeiten über die griechische Mythologie. Beide Arbeiten befassen sich mit Befindlichkeiten von Menschen und kombinieren die gemalte Fläche mit der überzeichneten Linie aus Ölpastellen, um auch ein graphisches Element einzufügen. Format (quadratisch), Technik, Farbgebung, Bildaufbau und Aussage folgen einem ähnlichen Duktus: die Dramatik des Geschehens, die Emotion, wird mit der unverwechselbaren Bildsprache der Künstlerin dargestellt.
www.galerie-leipold.com

Johannes Löffler stellt im Begleittext zu seinen beiden surrealen symbolträchtigen Bildern „Rot küsst Blau“ und „Die Erkenntnis kommt aus dem Wort“ weiterführende religionsphilosophische Überlegungen zur Mensch-Gott-Beziehung an, die als Anstoß zum Weiterdenken für den Betrachter dienen können. Das Auge in der Lippe beim letztgenannten Werk übt eine besonders magische Wirkung aus und verweist auf den möglichen Dialog des Menschen mit einem höheren Wesen.
www.galeriestudio38.at/Jo.L

Helga Petri-Basaran nennt ihr Diptychon „Heftiger Dialog“. Ihr bevorzugtes Medium ist die abstrakte Acrylmalerei, bei der sie immer wieder Farbpigmente verwendet und dadurch vielfältige und vielschichtige Nuancen erzielt. Assoziationen, Phantasien, Erinnertes fließen zwar unterschwellig ein – das Bild selbst enthält lediglich die Essenz des Wahrgenommenen, um beim Betrachter das individuelle Bild im Kopf entstehen zu lassen.
www.ars-basarani.at

Irene Pollak hat ihre dreiteilige Serie „Planhaufen“ aus Bauplänen gestaltet, die in Verbindung zu ihrem beruflichen Background als Architektin stehen. Die exakte technische Zeichnung des Bauplans diente als Vorlage. Sie wurde durch Übereinanderkopieren und Überarbeitung mit grafischen Elementen verfremdet. Mittels Setzen von Farbflächen und Blattgold entstanden Bildcollagen, in denen das Ausgangsmaterial zwar noch vorhanden ist, dessen Strenge aber aufgelöst erscheint.
www.galeriestudio38.at/irene.pollak

Roswitha Schablauer, deren künstlerisches Werk vor allem durch die Liebe zur reinen Farbe bestimmt ist, lotet in den beiden Bildkompositionen „Cup of Memories“ und „Mature“ das Spannungsverhältnis von Farben, Formen und Linien aus und setzt sie im Wechselspiel von konkreten Bildelementen und Abstraktion miteinander in Beziehung.
www.galeriestudio38.at/roswitha-schablauer

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