Nach Hüftfrakturen sterben schlanke Patienten/-innen häufiger

EFORT 2013: Europäischer Orthopädiekongress mit 7.500 Teilnehmern/-innen in Istanbul

Bei älteren Patienten/-innen kann ein höheres Körpergewicht durchaus seine Vorteile haben. Alte Menschen mit höherem Körpergewicht haben ein geringeres Risiko, nach einer Hüftfraktur zu versterben und entwickeln weniger Druckgeschwüre, zeigt eine schwedische Studie, die auf dem EFORT Kongress in Istanbul präsentiert wurde.

Istanbul, 5. Juni 2013 – Übergewicht gilt als Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen – doch im Alter kann auch geringeres Körpergewicht zum Problem werden. Nach Hüftfrakturen haben ältere Menschen mit einem höheren Body-Mass-Index ein geringeres Sterberisiko, zeigt eine neue schwedische Studie, die auf dem 14. Kongress der Europäischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (EFORT) in Istanbul präsentiert wurde. Dort diskutieren derzeit 7.500 Experten/-innen aktuelle Entwicklungen des Fachgebiets. „Schwedische Patienten/-innen mit Hüftfraktur sind im Durchschnitt 83 Jahre alt. Sowohl die Komplikationsrate als auch die Mortalität sind nach diesen Verletzungen hoch, was zeigt, wie gebrechlich die Patienten/-innen sind“, sagte die Erstautorin der Studie, Dr. Lena Flodin (Karolinska Institut, Stockholm, Schweden).

Für ihre Studie beobachtete sie 843 Patienten/-innen im Alter von mehr als 65 Jahren mit einer Hüftfraktur über ein Jahr nach der Fraktur. Der Body-Mass-Index (BMI) wurde in dieser Gruppe mit der Wahrscheinlichkeit eines klinischen Ergebnisses in Verbindung gesetzt. Dr. Flodin: „Das primäre Ziel der Studie bestand darin, den Einfluss des Body Mass Index als Prädiktor für die Mortalität innerhalb eines Jahres in einem relativ gesunden Kollektiv zu evaluieren. Die Patienten/-innen hatten vor ihrer Hüftfraktur im eigenen Haushalt gelebt und waren kognitiv nicht ernsthaft beeinträchtigt.“ Die Studie zeigte, dass ein niedriger BMI ein deutlicher Prädiktor für Tod innerhalb eines Jahres ist. Darüber hinaus war ein niedriger BMI auch mit einem erhöhten Risiko von Druck-Ulzera assoziiert und erlaubte Aussagen über die Fähigkeit der Patienten/-innen, weiterhin ein selbständiges Leben zu führen, Patienten/-innen mit höherem BMI hatten auch signifikant bessere Chancen, zu einem selbständigen Leben zurückzukehren.

Mangelernährung erhöht die Mortalität nach Hüftfraktur

Dr. Flodin: „Sinn des Body Mass Index ist es, bei Erwachsenen die Auswirkungen von Körperfett auf Morbidität und Mortalität vorherzusagen. In Schweden gilt gemäß den Vorgaben der Gesundheitsbehörden bei Personen zwischen 65 und 70 Jahren ein BMI von 20 als unterer Grenzwert, bei den über 70-jährigen liegt der Wert schon bei 22. Darunter gehen wir von Untergewicht und möglicherweise Mangelernährung aus.“ Sowohl ein zu hoher als auch ein zu niedriger BMI sind ungünstig. Allerdings hat der BMI auch eine Reihe von Schwächen. Ein hoher Wert korreliert zwar gut mit Adipositas, wichtige Faktoren wie Alter, Geschlecht und Muskelmasse werden jedoch ausgeblendet. Daher gibt es bei älteren Menschen auch keinen Konsens hinsichtlich der Grenzwerte.

„Man geht davon aus, dass die Mortalität bei geriatrischen Patienten/-innen mit einem niedrigen Body Mass Index höher ist als bei normalem BMI. Das ist ein häufiges Problem. Frühere Untersuchungen aus Schweden haben gezeigt, dass die Inzidenz von Mangelernährung bei allein lebenden älteren Menschen zwischen 14 und 41 Prozent liegt. In einer Arbeit wurde bei 25 Prozent der Patienten/-innen mit Hüftfraktur ein problematisch niedriger BMI gefunden. Hinweise gibt es auch auf eine postoperative Reduktion des BMI sowie einen Verlust an Muskel- und Knochenmasse im ersten Jahr nach einer Hüftfraktur. Das ist auch naheliegend, denn die Nahrungskarenz vor der Operation und die Wartezeit bedeuten reduzierte Kalorienaufnahme und können bei den älteren Patienten/-innen einen Abbau vor allem von Muskelmasse bewirken“, erläuterte die Expertin. „Wir werden nach den aktuellen Ergebnissen weitere Studien benötigen, um besser zu verstehen, wie BMI und Ernährungsstatus bei alten Menschen korrelieren.“

Hintergrund EFORT

Die European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) ist die Dachorganisation orthopädischer Fachgesellschaften in Europa. EFORT wurde 1991 im italienischen Marentino gegründet. Heute gehören ihr 42 nationale Mitgliedsgesellschaften aus 43 Ländern und sechs assoziierte wissenschaftliche Organisationen an.

EFORT ist eine Non-Profit Organisation. Das Ziel der Mitgliedsgesellschaften ist es, den Austausch von wissenschaftlichem Fachwissen und von Erfahrungen in der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen des muskuloskelettalen Systems zu fördern. EFORT organisiert europäische Konferenzen, Schulungen, Kurse, Foren und Kongresse. Ferner werden von EFORT Grundlagenforschung und klinische Forschung initiiert und unterstützt.

Quelle: EFORT Abstract 2560: Body Mass Index as a predictor of one-year mortality: a prospective study of elderly patients with hip fracture

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