Sport in der Literatur und in der Kunst

bilder.worte.töne Mittwoch, 20. Mai 2015, 20 Uhr Osteria Allora ART.Wallensteinplatz Wallensteinplatz 5-6 1200 Wien

Sport in der Literatur und Kunst – verfeindete Geschwister?

Am 20. Mai präsentiert Egon Theiner, der Leiter des egoth-Verlages, Bücher, die sich literarisch mit dem Thema Sport auseinandersetzen: eines ist dem fünfmaligen Tour-de-France-Sieger Jacques Anquetil gewidmet, das andere Matthias Sindelar, Österreichs legendärstem Fußballspieler. Begleitend dazu zeigt Heidrun Karlic Werke aus ihrer Serie „Runners“.

Auch wenn Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki einst behauptete, Sport und Literatur seien „feindliche Brüder“, das Verhältnis der „Geschwister“ war wohl nicht immer schwierig. Pindars Preisgesänge auf die olympischen Sieger im alten Griechenland beispielsweise verschafften dem Verfasser ein gutes Auskommen und bleibenden Ruhm. Am Ende des
19. und im 20. Jahrhundert bedienten sich Autorinnen und Autoren wie Wedekind, Ringelnatz, Brecht und Musil oder Handke und Jelinek dieses Genres

 

„Sein Pedaltritt war zu schön, um wahr zu sein. Er gaukelte Leichtigkeit und Anmut, Höhenritt und Wiegetritt in einer überwiegenden Männerdomäne vor, die Holzfällern, Pedalrittern und Arbeitstieren vorbehalten war“, schreibt der mit renommierten Literaturpreisen ausgezeichnete französische Autor Paul Fournel über den fünfmaligen Tour-de-France-Sieger der 50er und 60er Jahre, Jacques Anquetil. Auf Anquetil lastete der Fluch vieler Träger des Gelben Trikots der Tour, auf der Landstraße zwar unsterblich zu sein, aber nicht im wahren Leben. Er starb, wie viele andere, früh mit nur 53 Jahren.

 

„Er war ein Kind aus Favoriten – und hieß Matthias Sindelar… Erspielte Fußball, und er wusste – vom Leben außerdem nicht viel – er lebte… vom Fußballspiel fürs Fußballspiel“, dichtete Friedrich Torberg über Matthias Sindelar in seiner „Ballade vom Tod eines Fußballspielers“. Wolfgang Weisgram, Journalist und Autor von Reise- und Sportbüchern, zeichnet in seiner Biographie das Leben des „Papierenen“ nach  – so wurde Sindelar seiner fast körperlosen Spielweise wegen genannt. Sein rätselhafter früher Tod ein knappes Jahr nachdem „Anschluss“ machte ihn darüber hinaus zu einer Symbolfigur des Widerstandes.

Heidrun Karlic gestaltet in ihrer fast monochromen Werkserie Läuferinnen und Läufer. Es sind Reflexionen zum Faktor Zeit. Die Figuren tauchen gleichsam aus dem Nebel auf oder verschwimmen mit dem Bild-Hintergrund im Wechselspiel zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Auch Heidrun Karlic hält sich in verschiedenen Grenzbereichen auf, ist sie doch Wissenschaftlerin mit künstlerischen Ambitionen und begeisterte Hobby-Läuferin.   

www.galeriestudio38.at/Literatur20

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