Wenn Frauen führen: Performance-Management aus weiblicher Sicht

Wahrscheinlich ist, dass Frauen zielorientierter und ertragreicher führen. Sicher ist, dass sie in Führungspositionen unterbesetzt sind.

Wien, den 28. September 2011 – Unter der Moderation von Mag. Michael Schmid (Ressortleiter Karriere, Format) und auf Einladung von Dr. Lambert Gneisz, dem Geschäftsführer der Performer Management Instruments Dr. Gneisz GmbH, diskutierten die Besucher der k47-VIP Business Lounge am Freitag, 24. September 2011  das Thema: „Wenn Frauen führen“

Direktor Jochen Ressel öffnete bereits zum 11. Mal den k47 Business Club zum Thema „Performance Management“ – diesmal aus dem weiblichen Blickwinkel. Unter den sechzig Gästen finden sich auch viele interessierte Männer. In seinem Impulsreferat stellt Dr. Lambert Gneisz, der Erfinder der Performer®-Methode, fest: es geht nicht um die „bessere“ Führung, sondern um die zur Situation passende Führung und lädt die Podiumsgäste ein, Ihre Sichtweisen einzubringen.

Dr. Gneisz gibt dazu den Start einer Gender-Studie mit nationaler und internationaler Datenbasis bekannt. Zu untersuchen,  ob und wie die Führung von Männern versus derer von Frauen unterschiedlich wahrgenommen wird, ist Hauptfokus dieser Studie. „FEM-LEAD – Wenn Frauen führen: Auswirkungen auf Arbeitszufriedenheit und auf Organisationsleistungen. Entwicklung, Status und Trends“. Die Studie, in Zusammenarbeit mit Dr. Brigitte Bösenkopf wird 2012 in Buchform erscheinen. „Dieses Thema begleitet mich beruflich seit längerer Zeit und bei der Fülle an Datenmaterial, die Dr. Gneisz mit dem Performer erhoben hat, wird es toll, die Studienergebnisse aufzubereiten und präsentieren . Wir wollen, dass diese Studie für viele Menschen spannend wird. Für solche, die im Arbeitsleben stehen, nicht nur für Experten“, so die Psychologin und Journalistin.

Analysiert werden empirische Datenserien, erhoben mit dem Managementinstrument Performer® aus den Jahren 2004 bis 2011. Die Ergebnisse werden nach Dienstleistungs- und Produktionsbetrieben sowie nach Ursprungsländern (Österreich, Deutschland, „westliche Länder, „östliche Länder“) differenziert. In der ersten Teilerhebung zeichnen sich bereits spannende Ergebnisse ab: ab dem Jahr 2005 bis heute ist der Anteil weiblicher Führungskräfte generell von 11% auf bis zu 17% angestiegen.
Nach dem Krisenjahr 2008 ist dieser jedoch um rund 40% dramatisch gesunken.

Wie wichtig geschlechterabhängige Studien sind, bestätigt einleitend auch Primaria Dr. Eveline Gnad, die derzeit das erste Masterstudium für Gendermedizin absolviert. „Klinische Studien z.B. für Medikamentwirkung werden überwiegend mit männlichen Testpersonen bis 60 Jahre durchgeführt. Doch es gibt gravierende Unterschiede zwischen Mann und Frau. Ich sehe da große Parallelen zur Studie für Führungsverhalten.“
Dr. Gneisz ergänzt dazu, dass seine FEM-LEAD Studie anhand der Performer-Ergebnisse nachweisen wird, ob und in welchem Ausmaß weibliche Führung differenziert wahrgenommen wird und welche Auswirkungen auf die Organisationsleistung das haben kann. Der Fokus liegt somit nicht am biologischen Geschlecht sondern auf der Business Performance.

Mit den Clubmitgliedern von k47 und geladenen Gästen aus der Wirtschaft diskutieren über weibliche Führungsarbeit Dr. Bettina Gneisz-Al Ani (stv. Geschäftsführerin FH Wien-Studiengänge der WKW), Isabella Weindl (Unternehmensberaterin und Bundessprecherin der Experts Group Wirtschaftstraining & Coaching), Maria Pruckner (Expertin für Kybernetik) sowie Marion Scheiterer (LBCoaching sowie Gründerin der Hlmotion Methode).
 
Frauen führen. Punkt aus.

„Frauen führen. Punkt aus. Ob Führung als gut erlebt wird, hängt von der Klarheit, Konsistenz und Strategie ab. Auch in Männermeetings kommen Emotionen in Form von Machtkampf und Interessenskonflikten hoch“, erzählt  die ehemalige Kommunikationschefin der OMV, Gneisz-Al Ani.
Aus ihrer Erfahrung ist sie eine Verfechterin von gemischten Teams. Frauen müssen nicht männlicher werden, um erfolgreich zu führen. Gemischte Teams zeigen tendenziell bessere Ergebnisse. Allerdings steigt der Erfolgsdruck in der Wirtschaft und Frauen sind in Führungspositionen noch unterrepräsentiert.
Dem kann die Vertreterin von 200 Trainern in Österreich, Isabella Weindl nur zustimmen. „Frauen übernehmen gerne Verantwortung. Aber die Kernfrage lautet vielmehr: sehen und ergreifen wir die Chance zu einer Führungsrolle, schlagen wir dann auch zu und sagen „ich bin da“?“ Denn es wird sicher nur ein Mal gefragt, lädt sie alle interessierten Damen ein, die Plattform der WKO (Frau in der Wirtschaft) für angehende Aufsichtsrätinnen zu nutzen.

Leistungs- vor Qualitätsanspruch

Marion Scheiterer berichtet, als erste und letzte Managerin eines Unternehmens in der Führungsposition gewesen zu sein und erkannte: „Ich musste als Frau 120% Leistung geben. Wenn aber intern die Grundlagen dazu fehlen, braucht es neue Wege. Wie löse ich als Frau die Situation?“ Sie wechselte auf die andere Seite und bringt heute Führungskräfte mit Pferden zusammen. „Diese Tiere sind wie ein Spiegel“. Bei der gleichen Übung oder Anforderung an die Gruppe zeigen sich dann die Unterschiede im Führungsverhalten. Männer sind im Training zwar schneller am Ziel, aber die Pferde wirken unzufrieden. Frauen haben bei diesen Übungen einen höheren Qualitätsanspruch, um das Ziel zu erreichen. Die Pferde – und im übertragenen Sinne somit die Mitarbeiter – wirken zufriedener.  Der Posten wurde übrigens danach wieder von einem Mann besetzt, denn „es hat sich keine Frau beworben“ bestätigt sie das Eingangsstatement von Weindl.

Als „Alpha“ zum Ziel – unabhängig vom Geschlecht

Maria Pruckner, ursprünglich diplomierte Krankenschwester und somit Vertreterin eines Berufsstandes, der traditionell dem weiblichen Geschlecht zugeschrieben wird, hinterfragt heute wie komplexe Systeme funktionieren. „Kybernetik, die Wissenschaft der Praxis“ wie sie sagt. Für sie ist Gendermedizin elementar und wichtig, aber auch die Untersuchungen der modernen Hirnforschung belegen, dass es für spezielle Aufgaben von Vorteil ist, Mann oder Frau zu sein. „Je nach Stresssituation reagieren Menschen eben anders.“ Scheiterer kann das aus ihrer Arbeit mit den Pferden belegen. „Wesentlich ist der Charakter der Person und wie dieser gefestigt ist“. Humorvoll bringt sie folgendes Beispiel: „Bringen Sie einen Alpha-Mann mit 80kg mit einem Alpha-Pferd – gleichgültig ob männlich oder weiblich – von rund 700kg zusammen. Wenn die Person keinen guten Plan hat, wird das Pferd nicht beeindruckt sein.“

Frauen überlegen genauer

Weindl’s Ansicht nach, bewerben sich Frauen nicht so oft um Führungspositionen, weil sie vorher mehr abwägen, ob sie Überstunden und Machtkämpfe in Kauf nehmen wollen. Sie haben, im Unterschied zu Männern, langfristig ein großes Ziel vor Augen. Den Weg dorthin wählen sie flexibler und ein Zwischensieg wird nicht so überbewertet. „In der Wirtschaft wird man oftmals nach diesem erstem Sieg gemessen“.

Lohnt es sich trotzdem? Da sind sich die Damen am Podium einig: Ja – mit der Aufforderung, dass die Diskussion um strukturelle Themen wie Vereinbarkeit von Beruf, Karriere, Familie abhängig vom Geschlecht aufhören müsste. „Wir werden als wandelnde Zeitbomben betrachtet“ wirft Gneisz-Al  Ani ein. „Ich kann jedem Familie nur empfehlen. Auch Männer sollten länger daheim bleiben dürfen“, ergänzt Weindl. „Studium, das klassische Auslandspraktikum sind im Lebenslauf nicht genug. Die beruflichen Biographien haben sich geändert“ sieht Scheiterer eine Durchmischung von Karriere und Privatleben – auch im Hinblick auf Burn-out Symptome – im Kommen.
 
Fazit: auf die Person kommt es an

Pruckner kann dem nur zustimmen. „Starke Persönlichkeiten werden sich immer zu Top-Führungskräften entwickeln. Es ist ein Denkfehler zwischen Kind oder Job zu differenzieren. Es geht mehr um die Frage des Respekts, der Fachkompetenz und letztlich der Person“. Bei allen Referentinnen wird der dringende Wunsch nach Normalität in der Führungsfrage laut. Frauen gehen ihren Weg und wollen nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden. Gleichgültig, ob Mann oder Frau: es sollte immer nach der besten Person für eine Position gesucht werden.
 
Über die Performer®-Methode:

Der Performer® ist ein Unternehmens-Radar. Es zeigt einfach und objektiv die wahrgenommenen Managementaktivitäten und übersetzt Soft-Facts in harte Zahlen. Wiederkehrende, standardisierte Kurzdialoge („Hallo, wie geht’s?“) liefern Kennzahlen zur ergebnisorientierten Führungsarbeit und das entlastet die Entscheidungsträger.
 

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