Schul- und Computerstress löst Kinderkopfschmerz aus

Stressfaktoren gehören zu den wichtigsten Auslösern für Kopfschmerzen und Migräne bei Kindern, berichteten italienische Forscher/-innen beim Europäischen Neurologenkongress in Prag. Angeführt wird das Ranking der belastenden Schmerzauslöser von Schulstress und nächtlichen Computer-Sitzungen.

Prag, 12. Juni 2012 – Stressfaktoren sind bei zwei Drittel der Kinder, die wegen Kopfschmerzen oder Migräne in einer Spezialambulanz vorstellig wurden, der Auslöser für die Attacken, berichteten italienische Forscher/-innen beim 22. Meeting der Europäischen Neurologengesellschaft (ENS) in Prag. „In 72 Prozent der von uns untersuchten Fälle konnte Stress als wesentlicher Faktor für die Kopfschmerzen identifiziert werden“, so Dr. Dacia Dalla Libera (San Raffaele Klinik, Mailand). „Schulstress und belastender Schlafmangel aufgrund von nächtlichen Computer- oder TV-Aktivitäten führen die Liste der Stressfaktoren in der Häufigkeit an. Wir müssen diese Einsichten in Zukunft viel stärker in die individuelle Beratung und Therapie kindlicher Kopfschmerz-Patienten/-innen einfließen lassen.“
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Kopfschmerzen. Gaben in Studien Mitte der 1970er Jahren nur 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, in den letzten sechs Monaten unter Kopfschmerzen gelitten zu haben, ist inzwischen jedem zweiten Kind dieser Schmerzzustand bekannt. Bei Jugendlichen im Alter zwischen elf und 18 Jahren sind sieben Prozent der Burschen und zwölf Prozent der Mädchen von Migräne betroffen. Gesicherte Hypothesen, warum Kopfschmerzen immer mehr unter jungen Patienten/-innen auftreten, gibt es nicht. Vermutet wird, dass ein ungünstiger Lebensstil mit dafür verantwortlich ist.
Schul- und IT-Stress wichtigste Triggerfaktoren
Die Mailänder Forscher/-innen-Gruppe untersuchte 125 Kinder und Jugendliche, die mit Kopfschmerzen und Migräne am Headache Center der San Raffaele Klinik vorstellig geworden waren. Mit den Eltern wurden standardisierte Interviews geführt, um die Auslöser für die kindlichen Schmerzattacken im Detail zu ergründen. Schulstress führte bei jenen Kindern, bei denen Stress als Schmerztrigger eine Rolle spielte, mit 78 Prozent das Ranking an: Leistungsdruck, erschöpfende Leseaufgaben und Hausübungen, Prüfungen, Versagensängste aber auch Bullying in der Klasse erwiesen sich als die wesentlichen Elemente. An zweiter Stelle wurde mit 68 Prozent belastender Schlafmangel als Triggerfaktor ausgemacht – ausgelöst durch nächtliches Fernsehen, Computerspielen oder Nutzen sozialer Netzwerke. Weitere Stressfaktoren als Schmerzauslöser waren familiäre Belastungen (25 Prozent), Reisen (20 Prozent), Freizeitstress (20 Prozent), Umweltfaktoren wie Wetterveränderungen oder Lärm (10 Prozent) oder belastende Lebensereignisse wie Krankheit oder Tod im Umfeld (10 Prozent). Bei vielen der untersuchten Kinder fanden die Forscher/-innen neben den Kopfschmerzen auch andere durch Stress ausgelöste Symptome wie Magenschmerzen, Alpträume oder Konzentrationsprobleme.
Quelle: ENS Abstract P 485: The importance of stress as trigger factor in childhood migraine: a retrospective study.
ENS Pressestelle:
Dr. Birgit Kofler
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