22. Juli: Welttag des Gehirns 2015 im Zeichen der Epilepsie

Pressegespräch zum Welttag des Gehirns 2015, Wien, 21.7.2015

22. Juli: Welttag des Gehirns 2015 im Zeichen der Epilepsie

“Epilepsie bedeutet mehr als Krampfanfälle” – Mehr Aufmerksamkeit für eine unterschätzte Erkrankung  – 75-80 Prozent der Menschen mit Epilepsie in armen Ländern haben keinen Zugang zu Medikamenten


„Epilepsie bedeutet mehr als Krampfanfälle” lautet das Motto des diesjährigen Welttags des Gehirns, der jedes Jahr am 22. Juli von der World Federation of Neurology (WFN) weltweit abgehalten wird und mehr Bewusstsein für die Bedeutung der Gehirngesundheit und die Prävention von neurologischen Erkrankungen schaffen soll. In diesem Jahr kooperiert die WFN dabei mit dem International Bureau for Epilepsy, der International League Against Epilepsy und der Weltgesundheitsorganisation WHO.  Weltweit leben mehr als 50 Millionen Menschen mit Epilepsie. Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sind jedoch regional sehr ungleich verteilt.
 

London, Juli 2015 – „Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und betrifft weltweit mehr als 50 Millionen Menschen. Jedes Jahr werden rund 2,4 Millionen neue Fälle diagnostiziert. Allerdings besteht sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Entscheidungsträgern nach wie vor zu wenig Bewusstsein für die schweren Konsequenzen, die die Erkrankung für die Betroffenen, ihre Familien und insgesamt die Gesellschaft hat“, so Dr. Raad Shakir, Präsident der World Federation of Neurology (WFN). Dieser Tag anlässlich des Welttags des Gehirns am 22. Juli. Dieser Tag wurde im vergangenen Jahr erstmals begangen und ist jedes Jahr einer anderen neurologischen Erkrankung gewidmet. 2015 kooperiert die WFN mit der WHO, der International League Against Epilepsy (ILAE) und dem International Bureau for Epilepsy (IBE), um „diese unterschätzte Erkrankung sichtbarer zu machen,” so Dr. Shakir: „Allein im Hinblick auf den Verlust an Lebensjahren durch plötzliche, unerwartete Todesfälle liegt die Epilepsie unter den neurologischen Erkrankungen hinter dem Schlaganfall auf Platz zwei. Die Gesundheitssysteme und die Forschung auf regionaler und globaler Ebene müssen das Problem Epilepsie und seine Konsequenzen stärker berücksichtigen. Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen, damit die nötigen Ressourcen geschaffen werden um die soziale, medizinische und ökonomische Last für jene leichter zu machen, die unter einer der am besten behandelbaren neurologischen Krankheiten leiden.“
 
„Weltweit könnte mindestens die Hälfte der Menschen mit Epilepsie mit Medikamenten, die nur fünf Dollar pro Jahr kosten, wirksam behandelt werden. Dennoch sterben jedes Jahr rund 60.000 Menschen infolge ihrer Epilepsie,“ sagt Dr. Emilio Perucca, Präsident der International League Against Epilepsy (ILAE). „In allen Gesellschaften leiden Menschen mit Epilepsie oft mehr unter Vernachlässigung und sozialer Isolation als unter den medizinischen Symptomen der Krankheit. Den Welttag des Gehirns der Epilepsie zu widmen, ist ein wichtiger Beitrag zur verbesserten Wahrnehmung und zur Verbesserung der Leben von Menschen mit Epilepsie in aller Welt. Wir sind der WNF dankbar für die Kooperation in diesem Engagement.“
 
„Epilepsie ist eine Krankheit, die dramatisch Auswirkungen haben kann und alle Aspekte des Lebens betrifft. Anfälle haben einen massiven Einfluss auf die Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie und führen oft zu sozialem Ausschluss und Depression, erhöhtem Suizid-Risiko und frühzeitigem Tod. Menschen mit Epilepsie werden stigmatisiert und von vielen sozialen Aktivitäten, in der Ausbildung und im Berufsleben ausgegrenzt. Das International Bureau for Epilepsy, das die wichtigste Stimme in diesem Umfeld repräsentiert, nämlich jene der Betroffenen und ihrer Familien, hat eine intensive Kommunikation mit der ILAE entwickelt. Als Konsequenz wurden eine gemeinsame Task Force gebildet und gemeinsame Aktivitäten wie der International Epilepsy Day ins Leben gerufen. Durch gemeinsame Initiativen kamen Themen wie das weltweite Problem Epilepsie und die Notwendigkeit koordinierter Aktionen auf Länderebene auf die Agenda des World Health Assembly“, sagt Dr. Athanasios Covanis, Präsident des International Bureau for Epilepsy (IBE). „Wir hoffen, dass der diesjährige Welttag des Gehirns unsere Bemühungen fördert. Es geht um öffentliches Bewusstsein und Erziehung, Schutz der Menschenrechte von Menschen mit Epilepsie, Verhütung der Erkrankung, wo immer das möglich ist und vermehrte Investitionen in die Epilepsie-Forschung“.
 
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle charakterisiert ist. Diese beruhen auf elektrischen Störungen der Gehirnfunktionen mit exzessiven elektrischen Entladungen in einer Gruppe von Gehirnzellen. Die Art des Anfalls hängt davon ab, welche Region des Gehirns betroffen ist. Ein Anfall kann sich äußern in Veränderungen des Verhaltens, des Bewusstseins, der Bewegungen, der Wahrnehmung oder der Sinneseindrücke. In den meisten Fällen ist die Ursache der epileptischen Anfälle bekannt. Als Ursachen kommen genetische Erkrankungen, Auffälligkeiten in der Gehirnentwicklung, Schlaganfälle, Kopfverletzungen, Infektionen, Tumoren oder Geburtsschäden in Frage.
 

In großen Teilen der Welt gibt es keine adäquate Betreuung
 
„Die Krankheitslast ist ungleich verteilt, weil einige neurologische Erkrankungen in manchen Teilen der Welt häufiger auftreten als in anderen. Eine davon ist Epilepsie. In Ländern mit geringem Einkommen sind ungefähr doppelt so viele Menschen betroffen“, sagt Prof. Wolfgang Grisold, Generalsekretär der WFN. „Obwohl in Diagnose und Behandlung von neurologischen Erkrankungen große Fortschritte gemacht wurden, bleiben unerfreuliche Ungleichheiten bei der Verfügbarkeit der Therapien bestehen. Das führt dazu, dass viele Menschen in aller Welt keinen oder unzureichenden Zugang zu neurologischer Versorgung haben. Epilepsie ist ein dramatisches Beispiel für diese Ungleichheit. Bis zu 70 Prozent der Menschen mit Epilepsie können durch medikamentöse Behandlung anfallsfrei werden. Ungeachtet dessen bleiben in Ländern mit niedrigen Einkommen mehr als 75 bis 80 Prozent der Menschen mit Epilepsie unbehandelt, obwohl kosteneffektive Therapien verfügbar sind. Hinzu kommt, dass in vielen Ländern das adäquate Wissen und ausgebildetes Gesundheitspersonal fehlt, um Epilepsie zu erkennen, zu diagnostizieren und zu behandeln.“
 

Epilespie bedeutet mehr als Anfälle
 
„Epilespie bedeutet mehr als Anfälle, ist ein gut gewähltes Motto für den diesjährigen Welttag des Gehirns,“ so Dr. Mohammad Wasay, Vorsitzender des Public Awareness and Advocacy Committee der WFN: „Obwohl Epilepsie eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und eine der ältesten bekannten Krankheiten des Gehirns ist, ist sie doch von einer Vielzahl von Mythen und Missverständnissen begleitet. Stigma und Diskriminierung, Unwissenheit und Angst führen zu sozialer Isolation und verhindern, dass sich Menschen mit Epilepsie in Behandlung begeben. Epilepsie hat nie die Aufmerksamkeit bekommen, die ihrer Bedeutung entsprechen würde. Das liegt zum Teil daran, dass viele der Betroffenen große Anstrengungen unternehmen, um ihre Erkrankung zu verheimlichen. In vielen Fällen haben sie Angst vor möglicher Ablehnung. Das betrifft besonders Gesellschaften, in denen weitverbreitete und unbegründete Vorurteile gegen Menschen mit Epilepsie bestehen“.
 
Diese bestehen zu Unrecht, wie man heute weiß. Einige besonders kreativen und begabten Persönlichkeiten der Geschichte hatten Epilepsie. Zum Beispiel Julius Caesar, Dante, Jeanne d’Arc, Isaac Newton, Molière, Napoleon Bonaparte, Gustave Flaubert, Niccolo Paganini, George Byron, Charles Dickens, Fjodor Dostojevsky, Vincent van Gogh, Lewis Caroll, Alfred Nobel, Agatha Christie oder Richard Burton.
 
Epilepsie wurde auch deshalb zum Fokus des Welttag des Gehrins 2015 gewählt, weil in diesem Jahr das World Health Assembly eine Resolution mit dem Titel “Global burden of epilepsy and the need for coordinated actions at the country level to address its health, social and public knowledge implications” angenommen hat. Diese Resolution fordert die Mitgliederstaaten auf,Anstrengungen zu unternehmen, um die Versorgung von Menschen mit Epilepsie zu verbessern. Sie unterstreicht auch, dass Regierungen Maßnahmen formulieren, ergreifen und verstärken sollen, die die Rechte von Menschen mit Epilepsie stärken und schützen. In Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen sollten Strategien Priorität haben, die die Verfügbarkeit und die Finanzierung antiepileptischer Medikamente verbessern.
 

Politische Priorität für die Gesundheit des Gehirns
 
„Unsere Initiative eines Welttags des Gehirns ist ein Weckruf für politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt. Ungeachtet der enormen Belastung, die sie bedeuten, stehen neurologische Erkrankungen nämlich nicht ausreichend auf der gesundheitspolitischen Agenda – weder auf nationalen noch auf internationaler Ebene“, sagt WFN-Präsident Shakir. „Die Botschaft, die wir mit dem Welttag des Gehirns aussenden, ist klar. Die Prioritäten in Politik und Finanzierung müssen sich ändern. Regierungen und internationale Organisationen müssen die Gehirngesundheit priorisieren.”
 

Mehr als 100 nationale Gesellschaften beteiligen sich an der Kampagne

Mehr als 100 nationale Mitgliedergesellschaften der WFN verbreiten die Botschaft des Welttag des Gehirns auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, mit Veranstaltungen.
 

Informations- und Bewusstseinsarbeit:
Materialien zum Download: www.wfneurology.org
WFN auf Facebook: www.facebook.com/wfneurology
WFN auf twitter: @wfneurology
Hashtag: #World Brain Day
 
Sie werden dabei von den nationalen Chapter von ILAE und IBE unterstützt. Um diese Aktivitäten zu fördern, stellt die WFN Promotion- und Edukations-Materialen wie Poster, Broschüren und Präsentationen zur Verfügung. Ein wichtiger Fokus der Kampagne liegt auch auf den sozialen Medien, insbesondere Facebook und Twitter.

WFN Pressestelle:
Dr. Birgit Kofler
B&K Bettschart & Kofler
E-Mail: 
kofler@bkkommunikation.com
Mobile: +43 676 636 89 30
Tel. Büro Wien: +43 1 319 43 78

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