Ausstellung Ken Dowsing

Erstmalig mit einer Einzelausstellung in Graz: Ken Dowsing. Die Zeichnungen basieren auf seinen Studien des Romans "Ulysses" von James Joyce.

Kenneth Richard Dowsing, geboren 1950 in England, besuchte ab seinem 16. Lebensjahr die „Ipswich School of Art“. Ken Dowsings Professor Colin Moss, dessen Arbeit im Britischen Museum in London und in dem Tate Gallery Archive gesammelt werden, motivierte ihn, mit den verschiedensten Materialien zu experimentieren. Sein zunehmendes Interesse, Bild und Text zu kombinieren, hat ihn nach London in die Filmindustrie gelockt. Für seine Film-Animationen erhielt er zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen. In New York war er an der Pilot-Version des Filmes „Fritz the Cat“ beteiligt. Seit Ende der 80er Jahre lebt und arbeitet Ken Dowsing in München. Die Liebe zur Kombination “Literatur und Bilder” führte dazu, dass Ken Dowsing 1983 mit dem preisgekrönten Kurzfilm “Sun and fun”, basierend auf dem Gedicht von John Betjamen “Sun and Fun” Preise auf Festivals rund um die ganze Welt erhielt. Darauf folgte das “Poetry-Project”. Das Resultat des “Poetry-Project” waren einige lyrische Produktionen, in welchen Musik, Lyrik und Animation zu Meisterwerken kombiniert wurden.
Zu den Besten gehört der expressionistische “Panther” von Rainer Maria Rilke. Oder die beunruhigende und trügerisch einfache Geschichte der “Terzinen”, von Hugo von Hofmannsthal im Jahre 1995.
Ken Dowsings aktuelles Projekt begann im Jahre 2002. “Es war nie meine Absicht den Text des Ulysses zu illustrieren. Das heißt den Text als Bild wiederzugeben. Vielmehr möchte ich mich von den Details inspirieren lassen, welche für mich Bilder suggerieren.” Obwohl Dowsing an sich selbst den Anspruch hat, nicht zu illustrieren, sind seine akribisch genauen Zeichnungen trotz allem für verwirrte Ulysses-Leser oft eine Offenbarung und bieten einen unbezahlbaren Einblick in einen der größten, mysteriösesten Romane des 20. Jahrhunderts. Ken Dowsings narrative Studien, gehören zu den dramatischsten Werken über James Joyces “Ulysses“ – … bisher. Seit 2010 finden europaweit Ausstellungen mit Zeichnungen, Radierungen undLithografien von Ken Dowsing statt.
Ulysses ist der bedeutendste Roman des irischen Schriftstellers James Joyce und gilt als Klassiker der Weltliteratur. Aufgrund seiner innovativen Erzähltechnik, seines komplexen Aufbaus und der exemplarischen Zeit-Behandlung zählt er ebenso zu den bedeutendsten Werken der Literatur, welche je geschrieben wurden. Ulysses gilt als das moderne Pendant zu Homers Odyssee, ein parodistisch gesehener Katalog homerischer Figuren, bei denen das Heroische kleinbürgerlich auftritt. Der Roman erzählt von Irland, der Bibel, vom Mittelalter, von der Auseinandersetzung mit den Weltreligionen und definiert die Geschichte der englischen Sprache. Er entstand zwischen 1914 und 1921. Wegen Obszönität waren die anfänglichen „Short Storys“ beschlagnahmt worden. Eine zensierte Fassung als Gesamtwerk wurde erstmals 1922 in Paris veröffentlicht.
Joyce beschreibt im Ulysses in 18 Episoden nur einen Tag – nämlich den 16. Juni 1904 – heute bekannt als der „Bloomsday“, welcher in Anlehnung an den Roman weltweit jährlich gefeiert wird. Ein Tag im Leben des Leopold Bloom, der  Anzeigenakquisiteur bei einer Dubliner Tageszeitung ist. Einer Reminiszenz an Homers Irrfahrten des Odysseus gleich, lässt er die Leser an den (Irr-) Gängen seines Protagonisten durch Dublin teilhaben. Jedes der 18 Kapitel kann einer Episode aus dem homerischen Epos Odysseus zugeordnet werden. Dabei wird das entsprechende Thema inhaltlich und auch durch die stilistische Komposition dargestellt. So ist beispielsweise das siebte Kapitel („Äolus“) vollständig in Form kurzer Zeitungsartikel verfasst. Im 14. Kapitel wird das Wachstum eines Kindes im Leib der Mutter sprachlich symbolisiert, indem der Text sich in Schritten vom Altsächsischen bis hin zur modernen englischen Umgangssprache entwickelt. Der berühmte Schlussmonolog (im letzten Kapitel) von Blooms Frau Molly, „Penelope“ genannt, besteht aus acht langen Sätzen ohne einziges Interpunktionszeichen, die den Leser Mollys Bewusstseinsstrom miterleben lassen. Diese Penelope-Episode fügt 40 000 Wörter zu einem einzigen Satz zusammen.
Joyce schildert nicht nur die Dubliner Geschehnisse, sondern auch die Gedanken seiner Hauptdarsteller mit ihren Assoziationen, Erinnerungsfetzen und Vorstellungen. Die Sprache wird dabei ungeordnet und bruchstückhaft verwendet, „wie es der Person gerade durch den Kopf geht“. Dieses Stilelement wird hier zum ersten Mal zentrales Gestaltungselement eines literarischen Werkes. Häufig überlagern und überschneiden sich die Gedanken mehrerer Personen, die sich flüchtig begegnen, Straßengeräusche dringen kurz ins Bewusstsein ein oder bleiben gerade an dessen Schwelle stehen. Ereignisse, die sich zeitgleich an verschiedenen Orten in Dublin abspielen, verweben sich, stehen nebeneinander oder verschwimmen zu einem einzigen Eindruck.

Jedes der 18 Kapitel ist in einem charakteristischen, die Künstlichkeit der literarischen Vermittlung betonenden Stil verfasst. Formen wie Reportage, Elegie, Drama, Essay, Farce, oder Gerichtsrede und andere, werden zu einem Ganzen vermischt. Das siebte Kapitel ist ein Beispiel journalistischer Textur, in dem die typische Rhetorik zum Einsatz kommt; das Sirenen-Kapitel gleicht einer kanonischen Fuge. Der Rest gilt als eine schier unüberschaubare Fülle von Bewusstseinsinhalten, Assoziationen, Anspielungen, intertextuellen Bezügen und Sprachfeldern, deren Erschließung und Verständnis durch die Leserschaft höchst anspruchsvoll ist.

„Ich möchte ein Abbild von Dublin erschaffen, so vollständig, dass, wenn die Stadt eines Tages plötzlich vom Erdboden verschwände, sie aus meinem Buch heraus vollständig wieder aufgebaut werden könnte.“ sagte James Joyce selbst über sein monumentales Werk. Doch die Geschichte auf 800 Seiten, ist so verwirrend geschrieben, dass dieses Buch meist nicht zu Ende studiert, von zahlreichen LeserInnen wieder beiseite gelegt wird. – Fast 100 Jahre später tritt Ken Dowsing ins Geschehen und erhellt uns mit einem ebenso monumentalen, weil schier endlosen und farbenprächtigen Bildzyklus, was die sprachliche Komplexität des Romans verhinderte: Wir sehen und begreifen!
© Florinda Ke Sophie, Graz 2011 (Text darf verwendet werden)
Eröffnung der Ausstellung:
Donnerstag 4.8.2011, 19h
Galerie Blaues Atelier 
Schörgelgasse 8
A-8010 Graz
www.galerie-blaues-atelier.at
Ausstellungsdauer: 5.8.-25.8.2011
Öffnungszeiten: Mi, Do, Fr 14-18 h, Sa 11-16 h
Weitere Informationen zum Künstler:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ken_Dowsing
http://www.artoffer.com/Ken-Dowsing/

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