Luftverschmutzung trägt zu höherem Schlaganfall-Risiko bei – Auch sozio-kulturelle Faktoren wesentlich

Luftverschmutzung ist ein wichtiger Faktor für die Bestimmung des Schlaganfall-Risikos, aber auch die Begleitumstände sollten nicht unterschätzt werden. Das berichteten Forscher/-innen aus Ungarn auf dem Europäischen Neurologenkongress in Prag. Ihr Vergleich der Schlaganfall-Häufigkeit zweier Stadtbezirke Budapests zeigt, dass auch sozio-kulturelle Faktoren beeinflussen das Schlaganfall-Risiko entscheidend.

Prag, 10. Juni 2012 – „Bisherige internationale Studien belegen, dass die Luftverschmutzung das Risiko von akuten kardiovaskulären Erkrankungen erhöht, insbesondere von Herzinfarkt und vom ischämischen Schlaganfall. Unsere Daten zeigen, dass Luftverschmutzung kein alleiniger Vorhersagefaktor für diese Erkrankungen ist“, berichtete Dr. András Folyovich heute auf dem 22. Meeting der Europäischen Neurologengesellschaft (ENS) in Prag. Mit seinem Team vom Szent János-Spital in Budapest überprüfte der Neurologe 345 Patienten/-innen aus zwei Bezirken seiner Stadt, die 2007 einen akuten Schlaganfall erlitten hatten. Per Fragebogen wurden jeweils die Vorgeschichte des Schlaganfalls, mögliche Risikofaktoren, die Behandlung, die Therapietreue und der Gesundheitszustand drei Jahre nach dem Ereignis erhoben und mit der Luftqualität der Wohnumgebung verglichen.
Arbeiter- und Villenbezirk im Vergleich
Die beiden Bezirke der ungarischen Hauptstadt, aus denen die Patienten/-innen stammten, könnten kaum unterschiedlicher sein: Der achte Bezirk, Józefváros (Josefstadt), hat mit 84.000 Einwohnern/-innen auf 6,85 km² Fläche eine der höchsten Bevölkerungsdichten und nur geringen Anteil am Grüngürtel der Stadt. Der Durchschnittsverdienst sowie der Lebensstandard sind in diesem historischen Stadtteil eher gering. Den Vergleich dazu lieferten Patienten/-innen des suburbanen zwölften Bezirks, Hegyvidék (Bergland). Die Besiedlungsdichte ist mit 56.000 Bewohnern/-innen auf 26,67 km² sechsmal geringer, das Einkommen, die Wohnfläche pro Kopf als auch die Versorgungsdichte mit Ärzten/-innen hingegen deutlich höher.
Luftqualität vom Verkehrsaufkommen bestimmt
Besonderes Augenmerk legten die Forscher/-innen auf die Verkehrssituation und Luftqualität beider Bezirke. Während der achte Bezirk fernab der Hauptverkehrsadern der Stadt liegt, wird der zwölfte Bezirk in seinem Ostteil von der vielbefahrenen äußeren Ringstraße Budapests durchkreuzt. Entsprechend sind auch die Luftwerte, zeigen Messungen dreier meteorologischer Stationen in den beiden Bezirken: Die schlechteste Luft – gemessen am Feinstaub, Stickstoffoxid und -dioxid, Schwefeldioxid und Ozon – findet sich in der verkehrsreichen Zone im zwölften Bezirk. Doch auch die sauberste Luft findet sich im selben Bezirk – in dessen Außenzone, während der achte Bezirk im Mittelfeld rangiert.
Im achten Bezirk Budapests treten Schlaganfälle in deutlich früherem Lebensalter auf als im zwölften. Dasselbe gilt auch für Todesfälle infolge von Schlaganfällen, hatten die Forscher/-innen bereits in Vorstudien ermittelt. Die Luftgüte ist somit nicht alleine für die Schlaganfall-Gefährdung verantwortlich. „Die Luftverschmutzung trägt zum Schlaganfall-Risiko zwar bei, doch sozio-kulturelle Faktoren spielen eine ebenso wichtige Rolle und dürfen nicht außer Acht gelassen werden“, so Studienleiter Dr. Folyovich.
Quelle: ENS Abstract P 619: Stroke – morbidity, mortality and air pollution. Follow-up of patients of the "districts VIII-XII of Budapest". Project in two districts of the Hungarian capital.
ENS Pressestelle:

Dr. Birgit Kofler
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