Europäischer Schmerz-Kongress: Neugeborenen Schmerzen ersparen: Den Kleinsten hilft Muttermilch und Körperkontakt

EFIC 2011: VII. Europäischer Schmerz-Kongress, 21.-24. September 2011, Hamburg Neugeborenen Schmerzen ersparen: Den Kleinsten hilft Muttermilch und Körperkontakt

Vermeidung und effektive Behandlung von Schmerzen hat sich in den letzten Jahren als eine der wichtigsten Aufgaben der Neonatologie herausgestellt. Neue Studien, die beim Europäischen Schmerz-Kongresses EFIC in Hamburg vorgestellt wurden, belegen die Wirksamkeit von natürlichen Methoden wie Stillen, Schnuller oder Körperkontakt.

Hamburg, 21. September 2011 – Neugeborene empfinden Schmerz intensiver als größere Kinder oder Erwachsene, sind aber bereits in den ersten Lebenstagen häufig Schmerzimpulsen ausgesetzt – von Blähungen über Impfungen bis hin zu den vielen Untersuchungen, die vor allem frühgeborene Säuglinge über sich ergehen lassen müssen. Schmerzvermeidung hat sich daher zu einem der Hauptanliegen der Neonatologie entwickelt, wobei medikamentöse Behandlungen jedoch nur sehr begrenzt möglich sind. Viele der auf dem Europäischen Schmerz-Kongress EFIC 2011 präsentierten Studien zeigen, dass einfache Maßnahmen wie Stillen, Schnuller, Massage oder Körperkontakt sich als erstaunlich schmerzlindernd herausstellen.

Umlegen, Massieren und Trösten hilft

Schmerz bei Neugeborenen ist häufig. Einer portugiesischen Untersuchung zufolge haben fast alle – 94,8 Prozent – der Neugeborenen, die in Intensivstationen aufgenommen werden mussten, häufig Schmerzen, die allerdings in rund drei Viertel (72,3 Prozent) der Fälle nur leicht ausfallen. In 88,7 Prozent der Fälle kommt das Betreuungspersonal in ihrer Behandlung mit nicht-pharmakologischen Methoden wie Umlegen, Massagen und Techniken des Tröstens aus. „Pflegepersonen wenden nicht-pharmakologische Maßnahmen des Tröstens, der Massage und des Umlegens oft und erfolgreich an, doch sollten auch weitere sanfte Therapien wie Stillen durch die Mutter oder Zucker in Form von Glukose oder Saccharose gefördert werden“, empfahl Dr. Luis Batalha (Coimbra, P).

Muttermilch und Traubenzucker als Schmerzstiller

Diese waren Gegenstand weiterer Studien, die auf dem Europäischen Schmerz-Kongress präsentiert wurden. Eine Forschergruppe der Universität Teheran erbrachte den Nachweis, dass Säuglinge, die während einer Diphtherie-, Keuchhusten- und Tetanus-(DPT-)Impfung von ihren Müttern gestillt werden, wesentlich schwächere Schmerzreaktionen zeigen als andere, die während der schmerzhaften intramuskulären Injektion auf einem Untersuchungstisch liegen müssen. „Mit der einfachen und sicheren Intervention des Stillens können Behandler Schmerz während Impfungen und Injektionen wesentlich vermindern“, erläuterte Dr. Simin Taavoni (Teheran, Iran).

Schmerzreduktion durch „Känguru“-Kontakt

Die häufigen Blutabnahmen bei „Frühchen“ auf der Intensivstation werden leichter ertragen, wenn der Säugling währenddessen nicht nur mit Traubenzucker und einem Schnuller beruhigt, sondern zugleich auch mit seiner Mutter Körperkontakt hat (Känguru-Methode). Eine portugiesisch-kanadische Forschergruppe stellte fest, dass die Babies dann deutlich seltener Schmerzreaktionen zeigten. „Sie schliefen während der Intervention auch häufiger durch, und kehrten in einem Gestationsalter von mindestens 32 Wochen im Durchschnitt auch rascher zu einer normalen Herzfrequenz zurück“, so Dr. Ananda Maria Fernandes (Coimbra, P).

Über EFIC und den EFIC-Kongress „Pain in Europe“

Der 1993 gegründete Europäische Dachverband nationaler Schmerzgesellschaften (European Federation of IASP® Chapters – EFIC®) ist eine multidisziplinäre Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Schmerzforschung und -medizin, der derzeit 35 nationale Mitgliedsgesellschaften („Chapters“) derInternational Association for the Study of Pain (IASP®) angehören. Diese nationalen Mitgliedsgesellschaften in 35 Ländern Europas repräsentieren rund 20.000 Ärzte/-innen, Grundlagenforscher/-innen, Pflegepersonen, Physiotherapeuten/-innen,

Psychologen/-innen und andere Gesundheitsexperten, die in der Schmerztherapie und Schmerzforschung tätig sind. Die Ziele von EFIC sind Forschung, Aus- und Fortbildung und klinische Behandlungspraxis zum Thema Schmerz zu fördern, sowie als maßgebliche, unabhängige wissenschaftlich fundierte Informationsquelle zu gesundheitspolitischen Themen zur Verfügung zu stehen, die Schmerz und sein Management betreffen. „Pain in Europe VII“ in Hamburg (21. bis 24. September 2011) ist der 7. EFIC-Kongress seit 1995. EFIC-Kongresse sind zu einem beliebten europäischen Forum geworden, 2011 werden bereits mehr als 4.000 Teilnehmer/-innen verzeichnet. Die Kongressteilnehmer/-innen stammen großteils aus Europa, die Delegierten kommen jedoch insgesamt aus 75 Ländern.

Quelle: EFIC Abstracts F426 VACCINATION PAIN MANAGEMENT: EFFECT OF BREAST FEEDING ON INFANT´S BEHAVIORAL PAIN SCALE, A RANDOMIZED CONTROL TRIAL STUDY; S280 NON-PHARMACOLOGICAL INTERVENTIONS IN PAIN MANAGEMENT IN NEONATAL INTENSIVE CARE; S277 KANGAROO CARE COMBINED WITH SUCROSE AND PACIFIER TO REDUCE PAIN RESPONSES OF PRETERM NEONATES TO VENIPUNCTURE

EFIC Pressestelle:
B&K Medien- und Kommunikationsberatung
Dr. Birgit Kofler
Tel. während des Kongresses: +49-40-3569-5310
Tel. nach dem Kongress: +43-1-3194378-13
Mobil: +43-676-6368930
E-Mail: kofler@bkkommunikation.com

Weiteres Bildmaterial