Feuerfest im Härtetest: Neue Klassifizierungsberichte setzen Sicherheitsstandards für Kunden & Handel

Mit der Zurückziehung der ÖNORM B 3800-4 zum Brandverhalten von Baustoffen und der Einführung der neuen europäischen REI-Klassifizierung entstand auch die Notwendigkeit einer einheitlichen, zuverlässigen Brandsicherheitsüberprüfung von Mauerwerksystemen. Eine Vielzahl österreichischer Hersteller hat die erforderlichen Prüfungen – veranlasst durchden Verband österreichischer Beton- und Fertigteilwerke – nun von der MA 39 durchführen lassen.

Als Ergebnis liegen nun die brandaktuellen Klassifizierungsberichte vor – und diese garantieren nicht nur den Herstellern, sondern auch den Händlern und Verbrauchern, dass die getesteten Betonwaren der neuen Norm und damit den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. So kommen Kunden dank der Klassifizierungsberichte zu ihrem Recht auf geprüfte Sicherheit.
Abschied von F90: Alte ÖNORM geht, neue EU-Klassen kommen
Nach einer mehrjährigen Übergangsfrist wurde nun die Umstellung von der auslaufenden ÖNORM B 3800-4, die auch die altbekannten „F“-Bezeichnungen beinhaltete, auf die neuen europäischen Feuerwiderstandsklassen für Baustoffe schlagend.
Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des VÖB zu den neuen sogenannten REI-Klassen: „Das bedeutet vor allem, dass anstelle des alten österreichischen Brandwiderstands (z.B. F90) nun der Nachweis des Feuerwiderstandes erbracht werden muss.“ Entsprechend der neuen REI-Klassen müssen dafür bei tragenden Bauteilen die Verhaltenseigenschaften Tragfähigkeit (R), Raumabschluss (E) und Wärmedämmung (I) abgetestet werden.
 
100 % Sicherheit: Feuerwiderstand durch Vorausblick und Vorarbeit
Damit die betroffenen Betonprodukte zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Normumstellung bereits fit für diese sein konnten, bedurfte es einer entsprechenden Vorlaufzeit. In aufwändiger Arbeit mussten die Produkthersteller ihre Erzeugnisse vorbereiten und testen lassen, um schließlich den Feuerwiderstandsprüfungen standzuhalten und die neuen Standards im Sinne der Kunden zu erfüllen.
„Die Klassifizierungsberichte sind das Ergebnis eines zirka drei Jahre dauernden Prozesses und eines hochkomplexen Prüfungsprogramms, an dessen Ende eines steht: 100% garantierter Feuerschutz und höchste Qualität für Verbraucher“, so Gernot Brandweiner.
Um sichere und vertrauenswürdige Ergebnisse zu erlangen, mussten die Versuche im Maßstab 1:1 durchgeführt werden. Hierfür war es nötig, die zu testenden Betonsteine in die Prüfeinrichtungen der MA 39 der Stadt Wien zu bringen und dort aufzumauern und zu verputzen.
 
Feuer frei: MA 39 testete 240 Steintypen für 240 Minuten
Insgesamt führte die MA 39 sechs großmaßstäbliche Versuche mit Mauerwerk aus Betonsteinen in Originalgröße durch, die in Abstimmung mit dem VÖB ausgewählt, koordiniert und ausgewertet wurden. Gernot Brandweiner beschreibt die Prüfungen wie folgt: „Bis zu 3,5 Meter hohe Wände wurden in den Brandprüflabors der MA 39 errichtet. Die vertikale Belastung wurde mit hydraulischen Pressen auf die Wände aufgebracht. Die Wände wurden dann mit vier Ölbrennern befeuert, die Wärmeentwicklung folgte dabei einer definierten, steigenden Temperaturkurve. “Generell wurden die Prüfungen bei den verschiedenen Steintypen nach maximal 240 Minuten abgebrochen – die Bauteile hatten dem Feuer bis zu diesem Punkt allesamt standgehalten. Damit wird der in den Bauordnungen geforderte Feuerwiderstand bei weitem übertroffen.
 
Nutzen ist mehr als Notwendigkeit – Feuerwiderstand im Ernstfall
Der weit über die in den Normen und Bauordnungen vorgesehenen Mindestanforderungen hinausgehende Feuerwiderstand von 240 Minuten nützt vor allem den Konsumenten und Eigentümern der Gebäude maßgeblich. Im Brandfall ist damit nicht nur die in den Bauordnungen geforderte Zeit zur Flucht vor dem Feuer gesichert, sondern es verbleibt durch die zusätzliche Zeit auch Sicherheit für die Rettung von Menschen sowie von Hab und Gut.
Brandereignisse bleiben somit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen kleinen Raum beschränkt und greifen nicht unvermittelt auf Nachbarräume, Nachbarwohnungen oder gar ganze Gebäude zu einemVollbrand über. Damit wird der Schaden an den Gebäuden wegen der Verhinderung der Ausbreitung des Brandes ganz wesentlich begrenzt.
 
Hersteller aufgepasst: Haben Sie schon Ihren Klassifizierungsbericht?
Für das notwendige, umfangreiche Prüfungsprogramm bedurfte es der Erarbeitung präziser Kriterien, einer punktgenauen Datenerhebung, sowie einer detaillierten Klassifizierung sämtlicher Ergebnisse. Damit wurde eine vollständige Abdeckung der 240 erhobenen Produkte erreicht.
Gernot Brandweiner diesbezüglich: „Die Klassifizierungsberichte, die wir seit kurzem als Ergebnis der Prüfberichte vorliegen haben, sind für die VÖB Mitglieder ein wertvolles Zertifikat für die Feuerwiderstandsfähigkeit der getesteten Baustoffe.“
 
Konsumenten aufgepasst: Nur geprüfte Produkte sind sichere Produkte!
Aber nicht nur für die Hersteller außerhalb des VÖB sind diese Prüfungen des Brandverhaltens von Betonbauteilen in Zukunft unverzichtbar. Nur Produkte, die eine bescheinigte Feuerwiderstandsfähigkeit vorweisen können, sind für Kunden tatsächlich unbedenklich und sicher – ein Fakt, der auch an das Verantwortungsbewusstsein des Handels appelliert. Österreichische Baustofferzeuger sind im Sinne der Verbraucher angehalten, ihre Klassifizierungsberichte frühestmöglich vorzuweisen und damit ein Bekenntnis zu mehr Sicherheit für alle abzulegen.
Denn, so Brandweiner: „Mit den neuen Klassifizierungsberichten haben wir endlich ein eindeutiges Qualitätskriterium für garantierte Feuersicherheit. Dies verleiht den Baustoffen ein Prädikat, das die Kunden schon bald einfordern werden.“
 
Händler aufgepasst: Führen Sie auch wirklich nur geprüfte Waren?
Abschließend verweist Gernot Brandweiner noch auf die Bedeutung von geprüfter Feuerschutz-Sicherheit für alle Beteiligten des Beton-Business – schließlich bilden die Klassifizierungsberichte erstmals eindeutige Qualitätsnachweise, auf die für alle Seiten Verlass ist. Die Verantwortung liegt dabei bei jedem einzelnen, egal, ob Verbraucher oder Eigentümer, Hersteller oder Händler.
Brandweiner: „Viele –aber bei weitem nicht alle – Erzeuger haben im Sinne ihrer Kunden viel Aufwand, Geld und Zeit in die Prüfungen investiert und können nun normgemäß die Klassifizierung ihrer Produkte nachweisen. Es sollte davon auszugehen sein,dass qualifizierte Baustoffhändler und Verarbeiter im Sinne ihrer Kunden nur klassifizierte Waren führen und verarbeiten – in ihrem eigenen Interesse als qualifizierter Fachbetrieb.“
 
Über den VÖB
 
Der Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) mit Sitz in Wien vertritt die Interessen aller in Österreich tätigen Betriebe der Betonfertigteilbranche. Er unterstützt als unabhängiger Wirtschaftsverband seine Mitglieder sowohl in technischen als auch produktbezogenen Belangen und versteht sich als (Wissens-) Plattform und Sprachrohr der Branche. Der 1956 gegründete Verband, mit derzeit 70 Mitgliedsbetrieben, sieht seine Hauptaufgaben primär in der Förderung von Qualitätssicherung, der Erschließung neuer Anwendungsgebiete von Produkten sowie der wissenschaftlichen und didaktischen Aufbereitung branchenrelevanter Themen. Die österreichischen Beton- und Fertigteilwerke erwirtschaften jährlich ein Umsatzvolumen von über 700 Millionen Euro und beschäftigen mehr als 4000 Mitarbeiter in rund 100 Betrieben. Somit zählt dieser leistungsfähige Industriezweig, mit seinem breitgefächerten Produktportfolio, zu den bedeutendsten Branchen im Baubereich.

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