Österreichs Online-Shops: Fast 10 Milliarden Euro Umsatz – Wachstum durch neue EU-Regelung möglich

Der Internethandel gewinnt in Österreich immer mehr an Bedeutung. Fast die Hälfte (45%) der österreichischen Bevölkerung zwischen 16 und 74 Jahren hat im Jahr vor der Befragung durch Statistik Austria im Internet eingekauft. Vor allem Kleidung und Sportartikel wurden erworben, gefolgt von Reisen und Büchern.

Auf der Anbieterseite haben immerhin 13 Prozent der Unternehmen in Österreich im vergangenen Jahr Dienstleistungen oder Waren über das Internet verkauft. Insgesamt wurden dabei 9,8 Milliarden Euro umgesetzt, wobei 9 von 10 Käufern aus dem Inland stammen.
Betrachtet man diese Zahlen wird klar, dass ein Online-Shop eine sehr große Kundenreichweite generieren kann und so zum wichtigen Tool in der Unternehmenskommunikation wird. Der Webshop wird zur allzeit präsenten Werbefläche.
Die Erfolge von Amazon, dem weltgrößten Buchhändler, und eBay, Auktionshaus und seit einiger Zeit auch vermehrt im Online-Shoppingbereich tätig, basieren auf der ständigen Verfügbarkeit der Angebote.
Auch die traditionellen Versandhändler wie Neckermann oder Tchibo stiegen bereits 1997 in den Internethandel ein, 1999 folgte das Versandhaus Otto. Der Versandhandel dieser großen Unternehmen erfolgt heutzutage also ebenso hauptsächlich über das Internet.
Pure Player oder Multi-Chanel?
Grundsätzlich teilt man die Branche des Internethandels in Pure Player, also Unternehmen, die ausschließlich über das Internet verkaufen und Multi-Chanel-Retailing auf. Pure Player haben den Vorteil, unabhängig von Firmenstandorten oder Öffnungszeiten zu sein und Nischenmärkte einfacher bedienen zu können. Für diese Online-Händler ist es jedoch schwieriger, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.
Die Multi-Chanel-Retailing (“Mehrkanal-Vertriebssysteme”) wählen den Internethandel zusätzlich zu den traditionellen Vertriebskanälen. Sie profitieren von den Synergieeffekten in der Beschaffung, beim Marketing und vor allem durch die Vertrauensbasis mit den Stammkunden. In manchen Branchen besteht allerdings die Gefahr, dass der Online-Shop in direkter Konkurrenz zu den Ladengeschäften steht.
Suchen und finden
Bevor ein Kauf getätigt wird, muss das Angebot erst einmal gefunden werden. Aus diesem Grund nutzen fast zwei Drittel aller österreichischen Online-Shops die Suchmaschinenoptimierung zur Neukundengewinnung.
Sehr viele Kunden recherchieren vor dem Kauf in einem Ladengeschäft oft im Internet, vor allem bei Elektrogeräten ist dies der Fall. Dieses Wissen kann sich der Anbieter zunutze machen. Die Preistransparenz durch das Internet steigt, daher muss auch vermehrt auf konkurrenzfähige Preise geachtet werden. Nachteilig an der Informationssuche im Internet ist die Informationsflut, die auf die KonsumentInnen trifft.
Beratung als großer Vorteil der klassischen Ladengeschäfte
60% der ÖsterreicherInnen suchten im Zeitraum Mai/Juni 2006 bis Mai/Juni 2007 stationäre Ladengeschäfte auf, vor allem wegen der Beratung, die dort angeboten wird. Dieser hohe Prozentsatz signalisiert, dass Online-Shops gerade im Bereich Beratung noch ausbaufähig sind, um das Vertrauen der Kunden zu erwecken.
Vertrauen und Risiko sind jedoch die entscheidenden Faktoren, die besonders im Internethandel eine wichtige Rolle spielen. Vertrauen wird zum Beispiel durch eine Marke geschaffen. Der Kunde erwartet Risiken beim Kauf im Internet, die jedoch durch das Vertrauen in eine Marke gemindert werden.
Positive Referenzen von Kunden, die den Online-Shop bereits nutzen sind sehr wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Wichtig sind hier auch Gütesiegel, wie zum Beispiel auf europäischer Ebene das Euro-Label und in Österreich das E-Commerce-Quality Siegel des österreichischen Handelsverbands und das Gütesiegel des Bundesgremiums des Elektrohandels der Wirtschaftskammer Österreich. Auch die Verwendung von sicheren Zahlungsmethoden wie Pay Pal generiert Vertrauen und erhöht die Akzeptanz des Online-Shops.
Europaweiter Internethandel wird vereinfacht
Derzeit kommen rund 7 Prozent der Bestellungen in österreichischen Online-Shops aus dem europäischen Ausland. In diesem Bereich kann es in Zukunft zu einer signifikanten Änderung kommen, denn im Juni 2011 wurde vom Europäischen Parlament eine Richtlinie zur Harmonisierung der unterschiedlichen nationalen Gesetze zum Internethandel verabschiedet. Diese Vereinheitlichung der rechtlichen Bestimmungen erleichtert das Marketing im Vertrieb über innereuropäische Landesgrenzen hinweg. Ab 2013 sollten die einzelnen Staaten die europäischen Richtlinien in nationales Recht eingearbeitet haben. Europaweiter Internethandel ist dann mit einem einzigen Online-Shop möglich.
Linktipps:
Statistik Austria: http://www.statistik.at/web_de/presse/053911
Statistik Austria aktuell: http://www.statistik.at/web_de/presse/059202
KMU Studie – Einzelhandel im Internet (WKO) – PDF-Download: http://portal.wko.at/wk/dok_detail_file.wk?angid=1&docid=743117&stid=352597
Entscheidung des Europäischen Parlaments: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=TA&reference=P7-TA-2011-0293&language=DE
WKO Leitfaden Internethandel: http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?angid=1&stid=606060&dstid=2125&cbtyp=1&titel=Leitfaden%2cInternethandel

Weiteres Bildmaterial