Zwischen den Beinen tun sich Welten auf

Eine Ausstellung rund um Gender, Queer & Co., von Barbara Rapp Beginn: 18.09.2012 um 19h Begrüßung: Florinda Ke Sophie Eröffnung: Kulturstadtrat Michael A. Grossmann Ausstellungsdauer: 19.09.-12.10.12 Galerie Blaues Atelier Annenstraße 33, A-8020 Graz Kontakt Tel. 0043/650 8171610 florinda@inode.at www.galerie-blaues-atelier.at

Abseits von verbitterter Opferrollenmelancholie widmet sich die Kärntner Mixed-Media-Künstlerin Barbara Rapp, Preisträgerin des deutschen„Kaiserswerther Kunstpreises“, den modernen Erscheinungen rund um die Themenkreise Gender-Mainstreaming, Queer & Co. Am 18.09. wird sie erstmals in Graz ihre 2011 in Düsseldorf preisgekrönten, wie auch aktuelle Werke, in der Galerie Blaues Atelier vorstellen. Die kokette und titelspendende Installation „Zwischen den Beinen tun sich vermeintlich Welten auf“ gehört neben der „GenderBoxOpen“ zur aktuellen Präsentation, welche vom Grazer Kulturstadtrat Michael Grossmann eröffnet werden wird. Ebenso wird die Frauenbeauftragte der Stadt Graz, Maggie Jansenberger erwartet.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Galerie Blaues Atelier mit der Villacher Galerie Offenes Atelier D.U. Design.

„Angeregt durch die Gender-Diskussion, die in den letzten Jahren lauter und aktiver geworden ist, setze ich mich zunehmend bewusst mit dieser Begrifflichkeit und ihren Hintergründen auseinander.“, argumentiert Barbara Rapp ihre inhaltliche Ausrichtung. Gender als Synonym für das soziale oderpsychologische Geschlecht einer Person schließt viel mehr in die diesbezügliche Betrachtung ein, als die alleinige Festlegung auf das rein biologische Geschlecht es tut. Dazu gehören etwa Kleidung, Beruf, spezifische Verhaltensweisen oder das kulturabhängige Rollenverständnis des Einzelnen. „Das daraus gewachsene Schlagwort Gender-Mainstreaming,das den Versuch einer Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen beschreibt, dockt praktisch nahtlos an meine zuvorbehandelten Frauenthemen an.“ stellt die Bildende Künstlerin fest. Nicht weit davon entfernt bewegen sich die auch heute gültigen Fragen rund um Identität und Individualismus. Diese Themen und ihre hervorgebrachten diffusen Verunsicherungen greift sie ebenso in ihrer Arbeit auf.

„Verbitterte Radikalfeministinnen zählen nicht zu meinen Vorbildern; ich sehe sehr wohl auch die Problemstellungen für die Männer in der heutigen Gesellschaft existieren. Allerdings sind die sowohl beruflichen als auch familiären Herausforderungen für Frauen immer noch ungleich höher. Ganz abgesehen von der boomenden Schönheitsindustrie, Gewalt gegen Frauen und Kinder, oder das Problem derweiblichen Genitalverstümmelung – nicht nur in Afrika und im Nahen Osten, sondern auch hier bei uns.“ (Zitat: Barbara Rapp)

Die 1972 in Klagenfurt geborene Barbara Rapp interpretiert sensibel und auch provokant, mit gesellschaftspolitischem Weitblick, die kritischen Punkte unserer Zeit. Das Aufwerfen von aktuellen Fragestellungen ist unverzichtbarer Bestandteil ihrer Arbeit. So tingelt die international ausstellende Künstlerin derzeit als Initiatorin des interaktiven Kunstprojekts „bist du gender oder was?“ mit ihren GenderBox. onetwothree-Performances durch die Lande. Sie will so viele Menschen wie möglich mit den Schlagworten Gender-Mainstreaming, Queer & Co. konfrontieren, um ihnen individuelle Meinungen zum Thema zu entlocken. Als Aufklärungsarbeit möchte sie ihre Kunst entgegenmancher Zuordnungen jedoch keinesfalls verstanden wissen. Viel mehr sieht sie sich selbst als subjektiven Filter hereinströmender Wahrnehmungen zu denaktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.

Mit dem Ziel des Diskussionsanstoßes verweisen einige ihrer Werke etwa auf die Vielschichtigkeit der Geschlechtsidentitäten, die eben nicht nur auf körperlichen Merkmalen beruhen. Die dementsprechende künstlerische Umsetzung ist bei ihr wie auch die Realität im wahrsten Sinne des Wortes „verschachtelt“ und lässt unspezifisch Körperliches mit symbolisierter Geschlechtlichkeit spielerisch nach neuen Denkansätzen suchen. Dass Gender-Mainstreaming weitaus mehr bedeutet, als sprachliche Gleichstellung zwischen Frauen und Männern, zeigt sich auch im breiten Feld der von Barbara Rapp bearbeiteten Inhalte:

Es gibt viele Überschneidungen – etwa Schlankheitswahn und Schönheitskult, welche in den Medien dominieren und vor allem Frauen, aber eben zunehmend auch Männer nachhaltig beeinflussen. Ironisch thematisiert werden vorherrschende Klischees und gesellschaftlicher Individuationszwang. Ebenso das ideologisierte Frauen-und Männerbild, das beispielsweise die katholische Kirche propagiert, wie Mannund Frau (traditioneller Weise?) zu sein haben. Und nicht zuletzt auch die Frage, ob die Verführung tatsächlich ein typisch weibliches Verhalten und dieaggressive Spekulationslust reine Männerbastion ist?

©Text Florinda Ke Sophie, Zitate Barbara Rapp. Text darf verwendet werden.

Fotos dürfen verwendet werden:

SW-Foto: DI Karl Kroeger, Düsseldorf
Portraits: Marcel Ambrusch, Velden
Werkabbildungen: Barbara Rapp, Velden

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