European Health Award 2011 – Die nominierten Projekte

European Health Award 2011: Prävention von Kinderunfällen, Bewertung des Herz-Kreislauf-Risikos, Osteoporose-Netzwerke und Diabetes-Prävention unter den nominierten Projekten.

Neun grenzüberschreitende Gesundheitsprojekte zu Themen wie Kinderunfälle, Herz-Kreislauf-Risiko, Osteoporose, Stärkung der Primärversorgung, Aufklärung zu Geschlechtskrankheiten oder Diabetes-Prävention wurden jetzt für die Endauswahl zum European Health Award 2011 nominiert. Aus dieser „Short List“ wird die Jury das Gewinnerprojekt küren. Die hochkarätige Auszeichnung für Gesundheitsinitiativen wird Anfang Oktober beim European Health Forum Gastein verliehen.
Bad Hofgastein,Montag, 29. August 2011 – Im Vorfeld seiner jährlichen Tagung, die heuer vom 5. bis 8. Oktober stattfindet, hat das European Health Forum Gastein jetzt jene Projekte nominiert, die in das finale Auswahlverfahren für den European Health Award gehen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird heuer erstmals vom Forum der Forschenden Pharmazeutischen Industrie (FOPI) unterstützt. Eine mit führenden europäischen Gesundheitsexperten besetzte Jury wird den diesjährigen Preisträger aus der „Short List“ auswählen. Die Preisverleihung findet im Rahmen des 14. European Health Forum Gastein statt.
Mit dem European Health Award werden Projekte und Initiativen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung gewürdigt. Maßgebliche Kriterien: Es müssen mehrere europäische Länder an einem Projekt beteiligt sein, die Ergebnisse müssen auf weitere Staaten übertragbar sein und für einen wesentlichen Teil der Bevölkerung oder für größere Patientengruppen einen unmittelbaren Nutzen haben.
„Zahlreiche Projekte in ganz Europa zeigen, wie wichtig und auch erfolgreich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gerade im Gesundheitswesen ist – und diese Initiativen sind wegweisend für die europäische Gesundheitspolitik. Denn sie zeigen auf kreative Weise auf, wie sich Ungleichheiten im Zugang zum Gesundheitssystem beseitigen lassen“, sagt Prof. Dr. Günther Leiner, Präsident des European Health Forum Gastein und Vorsitzender der Expertenjury. „Diese engagierten Projekte wollen wir mit dem European Health Award vor den Vorhang holen, um ihren Nutzen für die Gesundheit der Europäerinnen und Europäer zu demonstrieren.“
Die neun Projekte auf der „Short List“:
1. ECORN-CF – Zystische Fibrose 
Wie kann der gleiche Zugang zu qualitativ hochwertiger Information für Patienten mit einer seltenen Erkrankung wie Zystischer Fibrose gewährleistet werden?
Expertenwissen über Zystische Fibrose (CF, auch Mukoviszidose) ist über die EU-Mitgliedsstaaten ungleich verteilt. Die Prognose verbessert sich deutlich, wenn Patienten nach den Therapieplänen von auf CF spezialisierten Zentren behandelt werden. Das Projekt ECORN-CF, ein web-basiertes Experten-Ratgeber-System, gewährleistet allen Patienten Zugang zu hochwertiger medizinischer Expertise und reduziert die Notwendigkeit für Betroffene, auf der Suche nach adäquater Behandlung reisen zu müssen. ECORN-CF kann als Modellprojekt für den Informationstransfer für CF und andere seltene Krankheiten innerhalb der Mitgliedsstaaten dienen. Das qualitätsgesicherte Programm ist in zehn Sprachen erhältlich. Ein dynamischer Inhalt mit bisher insgesamt 1038 Fragen und Antworten wurde im zentralen Archiv veröffentlicht. 

Teilnehmende Länder: Tschechische Republik, Slowakei, Belgien, Niederlande, Deutschland, Österreich, Schweiz, Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Litauen, Polen, Rumänien und Schweden.

2. Child Safety Report Cards – Prävention von Unfällen im Kindesalter
Wie lassen sich Kinder-Unfälle effektiver vermeiden?
Unfälle sind in allen Mitgliedsstaaten die häufigste Todesursache sowie häufigste Ursache für Behinderungen im Kindesalter. Bis zu 90 Prozent dieser Unfälle könnten vermieden werden, allerdings werden derzeit in keinem Mitgliedsstaat alle bekannten wirksamen Strategien dagegen eingesetzt. Die Child Safety Report Cards sind ein Beobachtungs- und Benchmarking-Instrument im Bereich der Verhütung von Kinderunfällen. Sie stellen einen Beitrag zu einem evidenzbasierten Ansatz für strategisches Handeln auf nationaler Ebene dar. Die Initiative zielt darauf ab, das Bewusstsein und das Wissen für evidenzbasierte Maßnahmen für die Prävention von Unfällen im Kindesalter zu stärken und damit Kinderleben zu retten sowie vermeidbare Unfälle zu reduzieren.
Das Projekt bewertet anhand spezieller Indikatoren den Stand evidenzbasierter Präventionsmaßnahmen in einzelnen Ländern. Auf Basis der Report Cards werden Stärken, Schwächen und Lücken in der aktuellen Politik für Kindersicherheit in jedem einzelnen Land analysiert und konkrete Empfehlungen für Verbesserungen gegeben. Auf diese Weise ermöglichen die Child Safety Report Cards nationale Leistungsnachweise bezüglich der Prävention von Kinderunfällen und einen internationalen Vergleich.

Teilnehmende Länder: 32 Länder in der Europäischen Region, davon alle 27 EU-Mitgliedsstaaten.
3. IMAGE Project – Diabetes-Prävention 
Wie lässt sich das Qualitätsmanagement der Behandlung und Prävention von Diabetes Typ 2 verbessern?
Mehr als 230 Millionen Menschen weltweit leiden an Typ 2 Diabetes, das sind sechs Prozent der Weltbevölkerung. Die globale Lebenserwartung könnte dadurch zum ersten Mal nach 200 Jahren stetiger Steigerung wieder sinken. Diabetes ist eng mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen verknüpft, 75 Prozent der Diabetes-Patienten leiden auch unter ischämischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was die Gesundheitsbudgets massiv belastet.

Für das IMAGE Projekt haben mehr als 100 Experten gemeinsam Material für die medizinische Behandlung und Prävention entwickelt, um der wachsenden Diabetes-Epidemie zu begegnen. Dazu gehören unter anderem ein Practice Toolkit und ein Lehrplan für die Ausbildung von Diabetes-Präventions-Managern. Ziel ist die Entwicklung europäischer Standards für Qualitätsmanagement und Qualitätskontrolle in der Diabetes-Prävention. 

Teilnehmende Länder: Derzeit wird das IMAGE-Toolkit in allen EU-Mitgliedsstaaten implementiert. Auch eine wachsende Zahl von Ländern der Golf-Region, acht südamerikanische Staaten und zahlreiche asiatische Staaten wenden das Toolkit an.

4. HeartScore – Risikobewertungs- und Management-Instrument für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Wie lassen sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch eine Änderung des Lebensstils nachhaltig vermeiden?
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die Todesursache Nummer Eins in Europa. Das Projekt HeartScore soll Behandler dabei unterstützen, die Senkung des individuellen Risikos ihrer Patienten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu optimieren. HeartScore schätzt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung mit Todesfolge auf Grundlage von Alter, Geschlecht, Rauchgewohnheiten, Blutdruck- und Blutfettwerten ein, berechnet die erwartete Wirkung einer Intervention und gibt Gesundheitsratschläge aufgrund maßgeschneiderter Patienten-Profile. HeartScore soll die Zahl der gesunden Lebensjahre steigern und bei Patienten die Aufmerksamkeit von der Behandlung auf die Prävention lenken. Darüber hinaus soll das Projekt das Risikobewertungs- und Risikomanagementsystem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa harmonisieren. 

Teilnehmende Länder: 53 Länder in Europa und im Mittelmeerraum, in denen die Europäische Kardiologengesellschaft (ESC) durch eine nationale kardiologische Gesellschaft vertreten ist. (Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Spanien, Schweiz, Portugal, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Estland, Rumänien, Russland, Türkei, Zypern, Tschechische Republik, Deutschland, Polen, Schweden und Slowakei.)

5. Move for Change Campaign – Mehr Bewusstsein für die Parkinson-Erkrankung
Wie kann das unterschiedliche Niveau im Management der Parkinson-Erkrankung in Europa ausgeglichen werden? 
Das Projekt untersucht in drei aufeinanderfolgenden Jahren (2010 bis 2012), ob und wie sich in den teilnehmenden Ländern der Zugang zu Spezialisten und Diagnosemöglichkeiten sowie der Zugang zu unterstützenden Angeboten für Personen mit Parkinson weiterentwickelt hat und ob sich die kontinuierliche Betreuung und die Teilhabe Betroffener am Management der eigenen Erkrankung verbessert haben. Das Ziel der Move for Change Campaign ist die Etablierung eines Aktionstags für die Parkinson-Erkrankung sowie die Entwicklung eines Aktionsplans, der unter anderem das Bewusstsein für die Problematik unter den Berufsgruppen im Gesundheitswesen  schärfen soll. Anhand der erhobenen Daten soll die Situation der an Parkinson erkrankten Personen in Europa dargestellt werden und Lobbying auf europäischem Niveau vorangetrieben werden, um die Verbesserung des Verständnisses für die Parkinson-Erkrankung in allen Betreuungsbereichen zu erreichen. 

Teilnehmende Länder: Bulgarien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Dänemark, Finnland, Irland, Litauen, Norwegen, Schweden, Griechenland, Großbritannien, Israel, Italien, Malta, Slowenien, Spanien, Belgien, Niederlande, BRD, Österreich, Schweiz, Frankreich, Luxemburg.

6. OsteoLink – Osteoporose Netzwerk 
Wie lassen sich Therapietreue und Lebensqualität von Osteoporose-Patienten stärken?
Osteoporose ist eine sehr häufige Erkrankung in Europa und nimmt mit der ständig steigenden Lebenserwartung weiter zu. Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann über 50 erleidet zumindest einmal im Leben einen Knochenbruch infolge von Osteoporose. Insbesondere Hüft- und Wirbelfrakturen schränken die Lebensqualität stark ein. Trotzdem brechen 50 Prozent aller Patienten die Behandlung innerhalb des ersten Jahres ab. OsteoLink  ist das erste soziale Netzwerk für Menschen mit Osteoporose. Es soll die Kommunikation zwischen Gesundheitsversorgern und Patienten und das Osteoporose-Management verbessern. Dadurch soll auch eine gesteigerte Therapietreue erreicht werden, die vor Knochenbrüchen schützt und so die Lebensqualität erhält. 
Teilnehmende Länder: Osteoporose-Netzwerke (online und persönliche Vernetzung) gibt es bereits in Schweden, Österreich, in der Schweiz und in  Deutschland. Ende 2011 sollten noch Portugal, Griechenland, Frankreich und Spanien dazukommen.
7. GA2LEN – Allergie- und Asthma-Netzwerk
Wie können Behandlungsstandards für Asthma- und Allergie-Patienten harmonisiert und die Betreuungsqualität verbessert werden? 
In den verschiedenen europäischen Ländern und Zentren werden bei Allergien und Asthma sehr unterschiedliche Behandlungs- und Diagnosestandards angewendet. Harmonisierung ist ein Schlüssel zum Behandlungserfolg. Das Projekt hat die Steigerung der Forschungsqualität zu allen Aspekten allergischer Erkrankungen und die Harmonisierung der Diagnose- und Behandlungsstandards für Asthma- und Allergie-Patienten zum Ziel und verfolgt eine kontinuierliche Qualitätsverbesserung. Aus den vorhandenen Qualitätsinitiativen einzelner Zentren wurden grundlegende Qualitätskriterien entwickelt. Es wurden bereits deutliche Verbesserungen der Behandlungsstandards sowie eine Harmonisierung zwischen den Behandlungszentren erzielt. Die Anzahl zertifizierter Zentren wächst seit Implementierung des Programms.  
Teilnehmende Länder: Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Griechenland, Italien, Großbritannien, Polen, Schweden, Norwegen, Portugal, Spanien.
8. EFPC – Europäisches Forum für Primärversorgung
Wie kann die Stärkung der Primärversorgung zu besserer Gesundheit bei niedrigeren Kosten beitragen?
Steigende Behandlungskosten, ein nicht immer effizienter Einsatz von Ressourcen und ein Mangel an Selbstverantwortung und Prävention sind insbesondere bei chronischen Erkrankungen zu beobachten. Länder mit einem starken Segment der Primärversorgung entwickeln häufig umfassendere Modelle für das Management chronischer Erkrankungen. Sie erzielen oft bessere Gesundheit bei niedrigeren Kosten. Das EFPC will durch die Förderung der Primärversorgung auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene eine Verbesserung des Gesundheitszustands der europäischen Bevölkerung erreichen. Das Forum will bei politisch Verantwortlichen das Verständnis für die Vorteile eines patientenorientierten, community-basierten und multidisziplinären Primärversorgungssystems fördern. Die Unterstützung der Primärversorgung soll zu mehr Qualität und Gleichheit in der Gesundheitsversorgung führen. 

Teilnehmende Länder: Das EFPC hat Mitglieder in mehr als 30 Ländern aus der WHO-Europa-Region, darunter Belgien, Niederlande, Deutschland, Österreich, Italien, Türkei, Großbritannien, Finnland, Schweden, Spanien, Zypern, Ungarn, Estland, Slowenien, Rumänien.
9. H-CUBE – HBV-HCV-HIV-Prävention
Wie lässt sich die Aufklärung junger Menschen über sexuell übertragbare Erkrankungen durch die Orientierung an Best Practice wirksamer gestalten?
In der EU steigen insbesondere in den osteuropäischen Ländern die Infektionsraten von sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Hepatitis B und C (HBV, HCV) und HIV weiterhin rasant an. Das Wissen über Safer Sex und dessen Anwendung stellen einen Beitrag zu einem gesünderen Leben von jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren dar. Das Projekt H-CUBE stellt eine Basis für die Beobachtung von Gesundheitsdeterminanten bereit. Es identifiziert Good Practice und verbreitet Inhalte und Instrumente für Schulungen und Präventionskampagnen. Das Ziel ist die Identifikation von Best Practice in der Bekämpfung von HBV, HCV und HIV in den Partnerländern und der Transfer zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. 

Teilnehmende Länder: Italien, Tschechische Republik, Slowenien, Bulgarien, Griechenland, Ungarn, Litauen, Polen, Rumänien, Malta, Zypern.
Bildmaterial zum European Health Award 2010: http://www.ehfg.org/gallery/congress2010/day-3-08-10-2010/d3-plenary-1/_BAR2998.JPG.php

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