Hirnforscher entwickelt Mentaltraining für mehr Motivation und weniger Stress in der Schule

Am 7. September begann in Wien, Niederösterreich und im Burgenland wieder der Schulalltag. Um den Schulstress für alle Beteiligten zu reduzieren bzw. Motivation und Leistungsfähigkeit unserer Schüler dadurch deutlich zu steigern, entwickelte der Hirnforscher Marcus Täuber mit seinem neu gegründeten Institut für mentale Erfolgsstrategien (IfMES) ein

Mit dem Schulstart ging er wieder los, der viel zitierte Ernst des Lebens. „Schon allein diese Formulierung bringt die ganze Problematik gut zum Ausdruck“, betont Marcus Täuber, seines Zeichens promovierter Neurobiologe und diplomierter Mentaltrainer. „Denn tatsächlich sind die Leistungsanforderungen sehr hoch, was den Stresspegel steigen lässt. Um diese Leistungsanforderungen zu erfüllen, wird viel Geld investiert“ verweist Täuber auf eine Erhebung der Arbeiterkammer („Nachhilfe in Österreich 2015“, Wien, Mai 2015), wonach rund 219.000 SchülerInnen in Österreich Nachhilfe in Anspruch nehmen, was einem Gesamtbedarf von 35% entspricht. Jährlich geben die Eltern hierzulande etwa 119 Millionen Euro dafür aus. „Auch wenn es sinnvoll ist, sich punktuell fachliche Unterstützung zu holen, zeigen diese hohen Zahlen, dass es hier umfassendere und tiefer liegende Probleme gibt. Neben unzureichender Motivation
und falschen Lerntechniken ist dies vor allem mangelhaftes Stressmanagement“, ist Täuber überzeugt. Aus diesem Grund entwickelte der Hirnforscher mit seinem neu gegründeten Institut für mentale Erfolgsstrategien (IfMES) ein spezielles, wissenschaftlich fundiertes Mentaltraining, das den Schulstress für alle Beteiligten – Eltern, Lehrer und Schüler – reduziert und somit die Leistungsfähigkeit Letzterer bzw. den Spaß am Lernen deutlich erhöht. Auch Belohnung ist kontraproduktiv „Ein gut gemeintes ’streng dich mehr an‘ ist dabei wenig hilfreich“, weiß der Experte. Weder Druck und Erpressung (z. B. Hausarrest, Taschengeldkürzung, Computerverbot) noch Belohnung und Anreize (z. B. Taschengelderhöhung, Geschenke) helfen, das eigentliche Ziel zu erreichen. „Es gibt kaum einen Bereich, wo Wissenschaft und Wirklichkeit so weit auseinanderklaffen, wie beim Thema Motivation“, betont Täuber und verweist auf zahlreiche Studien, die belegen, dass Bestrafung und Belohnung kontraproduktiv sind und unseren inneren Antrieb, etwas leisten und sich weiterentwickeln zu wollen, gar nachhaltig beschädigen (siehe dazu http://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/gehalt-mehr-geld- fuehrt-nicht-zu-mehrmotivationund-zufriedenheit-a-907448.html). Der Mentaltrainer fordert daher: „Weg mit dem emotionalen Rohrstock, aber auch der Karotte vor der Nase.“ Zumal diese Methoden zusätzliche Faktoren sind, die Stress auslösen oder verstärken können. „Motivation kommt von innen heraus, lässt sich aber durch gezielte Mentaltechniken steigern“, betont Täuber.

Lerntypen – ein nicht haltbarer Mythos!
US-Psychologen konnten zeigen, dass gerade das mehrfache Lesen sowie das Hervorheben von Passagen mittels Textmarker zwar nach wie vor beliebt aber tatsächlich wenig wirksam sind. Der Tipp aus der Forschung: „Viel effektiver sind etwa aktives Wiedergeben des Lernstoffs (z. B. ich spiele im Kopf eine Prüfung durch), das Stellen von Warum-Fragen (z. B. wieso hat Kolumbus Amerika entdeckt) und das gezielte Nachfragen, wie die neuen Lerninhalte zu meinen bestehenden Vorwissen passen bzw. wo ich noch Lücken habe“, zeigt Täuber eine bessere Alternative auf (Dunlosky, J. et al.: „Improving Students‘ Learning with Effective Learning Techniques: Promising Directions from Cognitive and Educational Psychology“. In: „Psychological
Science in the Public Interest 14“, S. 4-58, 2013). „Dabei ist der richtige Methodenmix
entscheidend. Denn der Mythos unterschiedlicher Lerntypen hält sich hartnäckig, ist aber wissenschaftlich nicht haltbar“, so der Mentaltrainer weiter.

Optimum liegt zwischen Untertonus und Übertonus
Im Zuge seiner Forschungen hat der IfMES-Leiter entdeckt, „dass wir unsere inneren Ressourcen am besten nutzen, wenn wir einen nur scheinbaren Widerspruch auflösen – nämlich jenen, gleichzeitig entspannt und kraftvoll zu sein.“ Täuber nennt das Konzept dahinter die „Neurobiologie des Erfolgs“. „Dazu dürfen wir im Denken, Fühlen und Handeln weder zu wenig engagiert sein (Zustand des ‚Untertonus‘ bzw. der Erschlaffung) noch zu viel „wollen“ (Zustand des ‚Übertonus‘ bzw. der Anspannung). Das Optimum liegt in der Mitte. Meist sind wir zu angespannt, weshalb Akzeptanz und Druck herauszunehmen der erste Schritt ist, um dann mit einer gelassenen Grundhaltung in die Lösung zu gehen“, skizziert Täuber den Weg. „Idealerweise sollte dieses Konzept nicht nur von Schülern, sondern von allen Beteiligten, also auch von Eltern und Lehrern beherzigt und umgesetzt werden.“ Wie das genau funktioniert, zeigt er in seinen Mentaltrainings.

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