iKi interkulturelle Klänge inklusive. Eine musikalische Annäherung

Seit dem Jahr 2007 arbeiten die Klangspuren Schwaz und der Verein Arbeitsassistenz Tirol – kurz: arbas – zusammen und realisieren gemeinsam integrative Lehrlingsprojekte, die die Arbeitswelt von Jugendlichen mit deren Klängen in Verbindung bringen.

In gemeinsamen Überlegungen zu einem Lehrlingsprojekt 2011 haben die Klangspuren Schwaz eine Kooperation mit dem bolivianischen Jugendorchester „Orquesta experimental de Instrumentos Nativos“ unter dem Dirigenten Cergio Prudencio vorgeschlagen. Diese Idee hat arbas sehr gerne aufgegriffen, da der Verein heuer sein 15-jähriges Bestehen feiert und aus diesem Anlass einen besonderen kulturellen Akzent setzen möchte.

Das Projekt
Für die Umsetzung des Projekts „iKi interkulturelle Klänge inklusive“ hat arbas einen weiteren Kooperationspartner gesucht, der junge Menschen am Übergang Schule – Beruf begleitet, und diesen in der via Produktionsschule, einer Einrichtung für Mädchen mit Migrationshintergrund, gefunden.
Integrative Lehrlinge von arbas und Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund aus der via Produktionsschule nehmen an einem zweitägigen Workshop mit Mitgliedern des bolivianischen Jugendorchesters  teil.
Der Workshop steht ganz im Zeichen des interkulturellen Dialogs, der sich die unterschiedlichen Lebenswelten – hier: Lehrlinge mit Beeinträchtigung und Mädchen mit Migrationshintergrund aus Österreich, dort: bolivianische Jugendliche zu Gast in Österreich – zunutze macht und über alle Sprach- und Kulturbarrieren hinweg über das Medium Musik, Tanz und szenische Darstellung das Verbindende sucht und zum Ausdruck bringt.
Sechs Mitglieder des bolivianischen Jugendorchesters stellen die mitgebrachten Instrumente vor, zeigen, welche Töne und Klänge aus ihnen entstehen können und ermutigen die jungen Mädchen und Burschen dazu, die Instrumente selber in die Hand zu nehmen, sie zu entdecken und auszuprobieren. Die Jugendlichen werden dazu angeleitet, nach dem Vorbild der traditionellen Musikinstrumente der Anden eigene Instrumente zu bauen. Sie lernen die erforderlichen Materialien und Techniken kennen, um Trommeln, Rasseln oder Flöten herzustellen. Die Jugendlichen spielen auf ihren Instrumenten und entdecken, wie Töne und Klänge entstehen und wie sie sich zu Improvisationen und kleinen Stücken aneinanderreihen. Im musikalischen Dialog tauchen die Mädchen und Burschen tiefer in die Kultur der Inkas ein, lernen verschiedene Tänze kennen und üben Tanzschritte ein, die sie in ihre eigene Lebenswelt übertragen und durch pantomimische und tänzerische Darstellungen transformieren. Daraus entstehen interkulturelle Klänge inklusive Tanzperformance und/oder Szenen aus den Alpen und den Anden.

Spannende Zusammenarbeit
Die Kooperation von Klangspuren Schwaz, arbas und via Produktionsschule im Projekt „iKi interkulturelle Klänge inklusive“ lässt interessante Begegnungen – persönliche wie musikalische – erwarten. Mit Spannung und Vorfreude blicken alle Beteiligten auf ein außergewöhnliches  Musikprojekt, das interkulturelle Klänge zu inklusiven Stücken zusammenfügen will.

Workshop-Leitung
Die zwei Workshop-Tage werden einerseits von sechs Mitgliedern des bolivianischen Jugendorchesters geleitet, die selber zwischen 15 und 25 Jahre alt sind. Daniel Calderón, Carlos Nina, Carlos Gutiérrez, Josué Conde, Maycol Conde, Andrea Álvarez  sind die Experten und Expertinnen in Bezug auf die traditionellen Instrumente der Inkas, sie sind die Instructores für deren Bau und Spielweise . Ihr Dirigent Cergio Prudencio supervidiert ihre Arbeit im Workshop.
Junge Menschen aus Bolivien leiten einen Workshop für junge Menschen unterschiedlicher Herkunft aus Österreich.
Andererseits wird die Theaterpädagogin Claudia Kasebacher aus Innsbruck das Zusammentreffen der jungen Frauen und Männer aus Bolivien und Österreich begleiten. Mit den Mitteln von Improvisationskunst, Rhythmus, Präsenzübungen und nonverbalen Elementen wird sie die Kontaktaufnahme zwischen den Mitwirkenden erleichtern und Unterschiede wie Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Ziel der künstlerischen Auseinandersetzung ist es, einen Dialog zu ermöglichen, der später auf der Bühne sichtbar werden kann. Dabei folgt sie keinem starren Konzept, sondern dem Potential der Augenblicke und Begegnungen, das die mitwirkenden Gruppen mitbringen.

Workshop-Teilnehmer und Teilnehmerinnen
Am Workshop nehmen vier integrative Lehrlinge von arbas und sechs Mädchen mit und ohne Migrationshintergrund von der via Produktionsschule teil. Die Jugendlichen, die vom Verein Arbeitsassistenz Tirol begleitet werden,  haben Lernschwierigkeiten und  absolvieren  derzeit eine integrative Berufsausbildung in Form einer Verlängerten Lehre oder Teilqualifizierung. Die Mädchen von der via Produktionsschule erproben ihre Fähigkeiten in verschiedenen Werkstätten (Holz, Metall, Textil, Medien und Verkauf) und bereiten sich so auf den Einstieg ins Berufsleben vor. Einige von ihnen stammen aus Armenien, Afghanistan und der Türkei.
Allen gemeinsam ist ihnen ihr Interesse an Musik, an Gemeinschaft und an anderen Kulturen.
Während des Workshops und am Aufführungstag werden die jungen Frauen und Männer von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der beiden Einrichtungen und von einer Dolmetscherin begleitet, die im Auftrag der Klangspuren Schwaz mitwirkt.
Öffentliche Aufführung und Abschlusspräsentation
Den Höhepunkt des Projekts „iKi interkulturelle Klänge inklusive“  bildet die öffentliche Aufführung am Mittwoch, 14.09.2011, um 18 Uhr in der SOWI Aula in Innsbruck, bei der musikalische Improvisationen, Tanzperformances und kurze szenische Darstellungen des Projektes präsentiert werden. Hier werden die Ergebnisse  des gemeinsamen Workshops und des interkulturellen Dialoges für alle hörbar, sichtbar, spürbar.

Klangspuren Schwaz
Bei der Gründung des Klangspuren Festivals im Jahr 1994 dachte noch niemand an Kinder- und Lehrlingsprojekte, geschweige denn an ein Klangspuren Mobil. Aber bald schon ergaben sich aus der Zusammenarbeit mit den in der Umgebung Schwaz beheimateten Betrieben erste Vermittlungsideen. Heute noch ist die "Firmenakustik" des internationalen Betriebes GE Jenbacher, die von den Lehrlingen des Konzerns aufgenommen und auf CD gepresst wurde, in der Telefonwarteschleife zu hören. Waren es anfänglich Unternehmen, die dieses Angebot forcierten, so sind es heute vermehrt auch soziale Institutionen, die Kreativität in Verbindung  mit Musik zur Persönlichkeitsentwicklung und Weiterbildung einsetzen. So können wir gemeinsam mit arbas – Arbeitsassistenz Tirol und der via Produktionsschule das komplexe Netzwerk in Richtung Internationalität erweitern. Das „Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos“ aus Bolivien, das im Rahmen des Klangspuren Festivals fünf neue Kompositionen zur Welturaufführung bringt, wird mit Lehrlingen und Jugendlichen aus den genannten Institutionen einen dreitägigen Workshop durchführen, in dem sowohl das Kennenlernen der traditionellen Andeninstrumente Thema ist wie auch die Fertigung und das Spiel des antiken Instrumentariums.
Klangspuren Schwaz, Klangspurengasse 1/Ecke Franz-Ullreich-Strasse 8a, 6130 Schwaz, Tel. 05242-73582, www.klangspuren.at

arbas – Arbeitsassistenz Tirol
Der Verein Arbeitsassistenz Tirol unterstützt seit 1996 Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigung bei der beruflichen Integration. Das individuelle Angebot umfasst die Abklärung der beruflichen Möglichkeiten am Übergang Schule – Beruf, die Unterstützung bei der Suche nach einer Lehrstelle oder einem Arbeitsplatz, die Begleitung während der integrativen Berufsausbildung,  ein Jobcoaching am Arbeitsplatz direkt vor Ort oder die Sicherung von gefährdeten Dienstverhältnissen.
Die wichtigsten Kooperationspartner von arbas bei der Umsetzung der beruflichen Integration sind die Tiroler Unternehmen und die Tiroler Fachberufsschulen. Mit ihnen gemeinsam engagiert sich der Verein Arbeitsassistenz Tirol für eine gleichberechtigte Teilhabe von Jugendlichen mit Beeinträchtigung am Arbeitsleben und an beruflicher Bildung.
Die fünf am Workshop teilnehmenden Jugendlichen sind zwischen 15 und 24 Jahre alt und absolvieren zur Zeit eine integrative Berufsausbildung. Während ihrer Lehrzeit werden sie von einer eigenen Berufsausbildungsassistenz begleitet, die sie in allen Ausbildungsbelangen unterstützt.
arbas – Arbeitsassistenz Tirol, Schöpfstr. 2, 6020 Innsbruck, Tel. 0512-567224, www.arbas.at

    
via Produktionsschule
Die via Produktionsschule unterstützt Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren in ihrer beruflichen Orientierung sowie beim Einstieg in das Berufsleben. Die via Produktionsschule bietet den Mädchen einen Rahmen, um ihre Interessen einzubringen und ihre Fähigkeiten zu erkunden.
Die via Produktionsschule funktioniert nach dem Motto: „probieren geht über studieren“. Die Mädchen können durchschnittlich sechs Monate lang in verschiedenen Werkstätten (Holz, Metall und Textil) sowie Fachbereichen (IT & Medien, Verkauf) erste Erfahrungen mit dem Arbeitsalltag machen und ohne Ausbildungsdruck ihre berufliche Grundeignungen im Rahmen verschiedener Tätigkeiten erproben. Im Zuge der Arbeiten in den Werkstätten der via Produktionsschule entstehen vielfältige Produkte, die im projekteigenen Shop verkauft werden.
Die Mädchen werden während der gesamt Zeit in der Produktionsschule von Coaches begleitet. Die individuellen Erfahrungen der Teilnehmerinnen in den Fachbereichen werden für die Konkretisierung der beruflichen Vorstellung genutzt. In Form von Praktika in Tiroler Unternehmen setzen die Mädchen dann die ersten Schritte in Richtung Arbeitsmarkt.
via Produktionsschule, Resselstr. 18, 6020 Innsbruck, Tel. 0512-344004, www.via-produktionsschule.at

Dieses Projekt wurde ermöglicht durch die Unterstützung von:
Europäischen Sozialfonds, AMS Tirol, Bundessozialamt-Landesstelle Tirol, Land Tirol, ibis acam, beschäftigungspakt Tirol, Stadt Innsbruck, Mensa, SOWI Lounge,eurogast Grissemann, verival BIO, Café Restauarant am Tivoli, Projekt IBBA

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