Jemen exekutiert weiterhin Kinder

In Jemen werden noch immer Kinder hingerichtet, laut Human Rights Watch mindestens fünfzehn in den letzten fünf Jahren. Nur 22% der Bevölkerung besitzen eine Geburtsurkunde. Das ist die niedrigste Rate weltweit und erleichtert es, einem Kind bereits die Volljährigkeit zu attestieren, um es schließlich hinzurichten.

Nahezu zweihundert Kinder sind derzeit zum Tode verurteilt und könnten jeden Tag exekutiert werden, jeweils vierzig juvenile Sträflinge müssen sich eine Zelle teilen.

Menschen dürfen in Jemen offiziell ab dem 18. Lebensjahr die Todesstrafe bekommen: Solange man jünger ist, darf man nicht zum Tode verurteilt werden. Jedoch ab dem 15. Lebensjahr kann man in Jemen schon vorzeitig als "erwachsen" erklärt werden, und wenn man auch nicht zum Tode verurteilt werden dürfte, so doch zumindest zu Haftstrafen. Leider sieht die Praxis ganz anders aus.

Nicht nur, dass gerade ein Fünftel der gesamten jemenitischen Bevölkerung ihr tatsächliches Geburtsdatum nachweisen kann, sogar nur 5% der Ärmsten des Landes sind dazu in der Lage. Kinder werden des Mordes angeklagt und aufgrund des fehlenden Altersnachweises wird ihnen die Volljährigkeit beispielsweise durch Untersuchungen von Knochen und Zähnen bestätigt und somit die Todesstrafe legitimiert, wie Human Rights Watch (HRW) berichtete. Das exakte Alter eines Menschen auf diese Weise festzustellen, ist viel zu vage, und zudem wurden in der Vergangenheit anscheinend Altersnachweise ignoriert und Exekutionen trotz nachweisbarer Minderjährigkeit vollstreckt.

Jemen ist sowohl Mitglied der Vereinten Nationen als auch der Arabischen Liga und hat verschiedenste internationale Abkommen unterzeichnet, die mitunter auch die Hinrichtung von Kindern untersagen. Dennoch lässt der seit einem Jahr an der Spitze des Landes stehende Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi weiterhin Minderjährige töten. Wie das britische Nachrichtenmagazin Reuters jedoch berichtete, hat die jeminitische Gruppe Seyaj Organisation for Childhood Protection laut eigener Aussage die Hinrichtung eines Jugendlichen (Muhammad Abdul Karim Hazaa) in letzter Minute verhindern können; sie habe sich mit ihrem Anliegen an Hadi gewandt. Trotz lokaler und internationaler Proteste wurde Hazaa letztlich doch am 09. März exekutiert.

Der Präsident des UNO Komitees für die Rechte des Kindes äußerte, dass nicht nur die Hinrichtungen der Kinder in Jemen schockierend wären, sondern auch die stark steigende Zahl der verhängten Strafen gegenüber Kindern insgesamt. Jemen hat über zwanzig Millionen Einwohner, die Hälfte davon ist fünfzehn Jahre oder jünger und rund 60% leben in Armut.

Hind al-Barti wurde am 03. Dezember 2012 von einem Erschießungskommando umgebracht. Sie wurde des Mordes beschuldigt. Wie Human Rights Watch bekanntgab, war sie zum Zeitpunkt der Verurteilung fünfzehn Jahre alt. Sie hatte offensichtlich eine Geburtsurkunde. Zudem gab sie an, dass sie zu einer Falschaussage gezwungen wurde, indem sie geschlagen und mit Vergewaltigung bedroht wurde. Drohungen, Folter und körperlicher Missbrauch sind laut Äußerungen vieler jugendlicher Verurteilter das Mittel der Wahl, um ein Geständnis zu erlangen.

Jemen muss die Exekutionen von Kindern stoppen. Doch unabhängig des Alters, die Hinrichtungen von Erwachsenen müssen ebenfalls der Vergangenheit angehören. Die Menschenrechte werden auch verletzt, wenn Erwachsene getötet werden. Jeder Mensch besitzt das Recht zu leben. 

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